: Wie bei Dagobert Duck
Bis Ende Februar 2002 tauschen Bankfilialen DM-Münzen in Euro um. Das Kleingeld landet aber erst nach mehreren Tagen als Gutschrift auf dem Konto
Gaby S. ist Hausfrau und Mutter. Und als logistischer Dreh- und Angelpunkt einer fünfköpfigen Familie aus Schöneberg ist sie tägliches Rechnen gewöhnt. Deshalb guckte die 41-Jährige seit mehreren Jahren mindestens einmal die Woche tief ins Einmachglas: um Pfennige hineinzuschmeißen, die beim Brötchen- und sonstigen Lebensmittelkauf im Portmonee geblieben waren. „Dafür können meine drei Jungs irgendwann ins Kino gehen“, meinte Gaby. Bis zum diesjährigen Nikolaustag. Da hatte sich das Einmachglas zu drei Vierteln mit Kupfergeld, Groschen und Markstücken gefüllt, und Mama Gaby beschloss, das Ersparte zur Sparkassenfiliale am Alexanderplatz zu bringen: zum Umtausch in Euro.
„Zuerst musste ich die ‚Schlafmünzen‘ in einen Geldsack schütten“, erzählt Gaby – den „Save bag“, wie Katja Damm, Euro-Expertin der Bankgesellschaft Berlin, die Plastiksäcke fachmännisch bezeichnet. Angeben musste die Schönebergerin nur ihren Namen und ihre Kontonummer. „Für mein schweres Klimpergeld bekam ich nur einen schmalen Papierstreifen mit einem Zahlencode und Quittungsbeleg in die Hand gedrückt“, sagt sie. „In drei Tagen soll das Geld auf meinem Konto sein.“ Bei der Berliner Volksbank dauert der ganze Vorgang momentan um die zwei Wochen, weiß Banksprecher Olaf Karwatowski.
Wie groß der Eurobetrag auf ihrem Konto allerdings sein würde, konnte Gaby S. am Schalter nicht in Erfahrung bringen. „Die Säcke mit den DM-Münzen werden von den einzelnen Filialen einmal täglich zu zentralen Zählautomaten transportiert“, erklärt Bankexpertin Damm. Dort werden die Münzen gezählt, verbucht – und anschließend entsorgt. „Das muss man sich wie bei Dagobert Duck vorstellen: Die Säcke liegen in einem zentralen Speicher und werden nach und nach in die Zählmaschinen geschüttet“, berichtet Karwatkowski. Die Bankgesellschaftsexpertin Damm ergänzt: „Aus den Münzabfällen werden zum Beispiel Kochtöpfe hergestellt.“
2.000 Säcke pro Tag registrierten 260 Berliner Bankfilialen seit Mai. Das entspricht insgesamt rund 30 Millionen Mark. „Erfahrungsgemäß enthält jeder Sack ungefähr 150 Mark“, so die Euro-Expertin Damm. Obwohl unterschiedliche Beträge zum Umtauschen gebracht werden. Einmal kam sogar ein Ehepaar, das in einem Einkaufswagen elf Säcke gestapelt.hatte. Das ist allerdings eher die Ausnahme. Insgesamt sind bei der Bankgesellschaft 500 Mitarbeiter mit der Umstellung auf Euro beschäftigt, die Münzannahme wird vom Personal am Schalter mit erledigt.
Dass es beim Umtausch sicher und mit rechten Dingen zugeht, bestätigten die Zahlen: „Trotz der riesigen Mengen an Kleingeld haben wir sehr geringe Abweichungen bei den Zählergebnissen“, so Damm. Den Kunden empfiehlt sie, ihre restlichen Münzen möglichst noch vor dem Jahreswechsel im Handel auszugeben oder bei den Banken einzuzahlen. „Da ist der Andrang an den Schaltern nicht so groß, und pünktlich zum 1. Januar können dann Euroscheine am Geldautomaten vom Konto abgehoben werden.“
Zudem rät sie, die Münzen nach Währungen zu sortieren. „Wer noch übrig gebliebene Urlaubsmünzen findet, sollte sie in gesonderte Säcke sortieren. Die Beutel gibt es in jeder Bankfiliale.“ Wer kein Konto besitze, hat allerdings „Pech gehabt“, wie Volksbankmann Karwatkowski sagt. Wer für seine Münzen Bares haben wolle, müsse sich schon zur Landeszentralbank bemühen. Oder gleich zur Bundesbank nach Frankfurt am Main.
Möglich ist die Einzahlung von D-Mark-Münzen an allen Bankfilialen bis Ende Februar 2002. Ab März kommenden Jahres können die dann ungültigen Münzen nur noch an wenigen zentralen Stellen abgegeben werden. TINA BUCEK
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