: Zurück in die Sprachgettos
betr.: „Aufsteiger und Absteiger“ u. a., taz vom 5. 12. 01, „Die Liebe zum Lernen“, taz vom 6. 12. 01
Die an der Spitze der Pisa-Bildungsstudie liegenden Länder haben, wie die taz feststellt, etwas Wesentliches gemeinsam: 1. Sie selektieren nicht nach Klasse vier in ein dreigliedriges Schulsystem. 2. Sie lassen ihre SchülerInnen noch dann in ihren Schulen lernen, wenn unsere bereits in ihre Sprachgettos zurückgekehrt sind, durch die Fernsehkanäle zappen und sich das unsägliche Nachmittagsprogramm „reinziehen“, unter Umständen dabei ihre Hausaufgaben erledigen, um anschließend vielleicht noch stupide und sprachlos am Computer zu spielen, und all das häufig mit Wissen ihrer Eltern.
16.000 Fernsehstunden kommen – laut einer Untersuchung – bis zum Schulabschluss zusammen. Das sind pro Schultag rund drei Stunden, genau die Zeit, die zum Beispiel finnische oder englische SchülerInnen noch in der Schule verbringen, in der ihnen offensichtlich „die Liebe zum Lernen“ vermittelt wird, das heißt auch die Liebe zum Lesen und damit die „Basisqualifikation“ Sprachkompetenz, die deutschen SchülerInnen laut Pisa-Studie in so hohem Maße abgeht.
Nicht die LehrerInnen und die falschen Bildungsprogramme sind an der Misere schuld, sondern diejenigen, die unsere Kinder und Jugendlichen bereits mittags der schulischen Bildung entziehen und sie den Verblödungsprogrammen der außerschulischen Miterzieher überlassen. ELSE HEUSER, Marburg
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