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Den Winter überdauern

■ Tigers-Trainer Pat Elzie versucht die Tigers zusammenzuhalten

Für Gläubiger ist der Geräteraum in der Wandsbeker Sporthalle interessanter als das Basketballgeschehen auf dem Parkett. Hinter verschlossenen Türen werden hier die Kassen der BCJ Tigers gestürzt. Immer wieder spannend, obwohl die meisten ihre Forderungen bereits nur noch pro forma stellen. Zu selten kann der Hamburger Zweitligaclub die Zahlungsforderungen begleichen.

Beim Pokalspiel gegen den Erstligisten aus Hagen blieb diesmal nun wirklich nichts Zählbares für die BCJ Tigers übrig – weder finanziell (0 Mark) noch sportlich (97:103). Die Tigers spielten, wie sich ihre finanzielle Lage darstellt. Mit arroganten Distanzwürfen aus mehr als sieben Metern Entfernung einen kleinen Korb zu treffen, gelang den Spielern zwar häufiger als der Präsident und Mäzen der Tigers, Jens Holtkötter, seine Versprechungen in seiner gesamten Amtszeit wahrmachen konnte, scheiterten aber letztlich an den einfachen Korblegern direkt unter dem Korb. Kläglich im Abschluss, wie ihr Präsident, der bereits des Öfteren vorzeitige Vollzugsmeldungen über neue Sponsorenverträge ankündigte und im letzten Augenblick dann doch noch scheiterte.

Doch geht es bei Holtkötters Spielereien nicht darum, dass der Ball auf dem Weg in den Korb auf dem Ring entlangtänzelt und nicht hineinfallen will, sondern schlicht um die Exis-tenz des momentan einzigen Hamburger Basketballklub mit Erstligaambitionen. Zwar bestreitet Holtkötter die vorschnell in Hamburger Zeitungen vermeldete Insolvenz der Tigers („Wir haben noch keine Insolvenz angemeldet“), weiß aber auch, dass Gläubiger das Insolvenzverfahren anstrengen können, ohne ihn zu informieren. Doch der Präsident versucht das Verfahren möglichst weit nach hinten zu schieben, um die durch das Finanzamt gesicherten Gehaltszahlungen für drei Monate möglichst weit in die Rückrunde zu ziehen und damit den Spielbetreib mit den Stars um Douane Woodward (6000 Euro pro Monat) aufrechterhalten zu können. Ohne den überragenden Aufbauspieler, der nach dem Spiel gegen Hagen bereits Rücktrittsandeutungen machte, wäre ein für Holtkötter erforderlicher Aufstieg in die erste Bundesliga („Dann wären wir konsolidiert“) undenkbar.

Selbst Trainer Pat Elzie, der mit Paul Larysz die Geschäfte des Vereins leitet, glaubt nicht wirklich an einen Aufstieg ohne eine Verbesserung der Zahlungsmoral, sondern hält bereits die Alternative mit „unseren jungen Spielern die Saison zu Ende zu spielen“ für möglich.

Die Rettungsversuche Holtkötters mit Sponsoren aus dem Verlagsbereich, „Hilfe von politischer Seite und Privatinvestoren“ die Tigers doch noch zu retten, dürften die letzten Versuche des Präsidenten sein, dessen Image längst verdorben ist. „Ich bin kein Befürworter einer Demontage unseres Präsidenten“, sagt Elzie zwar, räumt aber ein, dass im Falle eines Neuanfangs mit neuem Namen und neuer Lizenz, „alles anders werden muss“. Oke Göttlich

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