■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Sessel raus!
Wenn bei den nächsten Wahlen in Bremen die Bürgerschaft kleiner werden soll, dann müssen einige Stühle raus aus dem Fest-saal. Das kann man nur begrüßen, dann ist es nämlich leichter, den Staub wegzusaugen, der sich in den Sitzungen immer ansammelt.
Aber welcher Sessel soll raus? Die Frage treibt auch manche der Abgeordneten um, wie man an den flackernden Blicken immer wieder sieht. Uwe Beckmeyer zum Beispiel. Der ahnte, dass es um seinen Sessel gehen würde, aber er kommt ja aus Bremerhaven und das bringt eben auch mal Vorteile: Er kriegt den Bremerhavener Sessel in Berlin.
Faszinierend fand dieses Beispiel offenbar Birgit Busch. Kennen Sie nicht? Eben. Die Frau ist nicht eine von denen, die in der Bürgerschaft für unverzichtbar gehalten werden. Deswegen hat sie für den Bundestag kandidiert. Hat es aber knapp nicht geschafft.
Jeder von den Abgeordneten guckt, wo er bleibt, und da hat es auch den Joachim Schuster nicht in seinem Sessel gehalten: Er hat seinen Hut in den Ring geworfen für den Posten des SPD-Landesvorsitzenden. Würde er Landesvorsitzender, dann ginge an ihm in Bremen kein Weg mehr vorbei. Unterliegt er knapp in der Kampfabstimmung gegen Detlev Albers, hat er immerhin Punkte gesammelt – im Wettstreit mit den anderen, die ja dann auch in den Senat wollen, falls Henning Scherf abtritt und es einmal einen Generationswechsel geben sollte.
Eigentlich also eine sichere Sache. Bleibt als Problem, wie die Kampfansage an Detlev Albers begründet werden soll. Von der politischen Position her trennt die beiden zu wenig. Detlev Albers sagt zwar nicht laut genug, dass er im hintersten Kämmerlein seines Herzens gegen die große Koalition ist – aber wenn Schuster das lauter sagen würde, machte er sich derzeit noch mehr Feinde als Freunde. Wenn er sagen würde, dass Scherf de facto aus dem Rathaus die SPD führt und Henning Scherf sich deshalb den folgsamen Detlev Albers als „Freund“ an die Brust drückt, dann würde er das Rathaus zu sehr reizen. Wenn er sagt, dass in der Bildungspolitik die Partei sich nicht für das einsetzt, was der Parteitag beschlossen hat, dann verärgert er Ulrike Hövelmann. Und so weiter.
Am Schlauesten ist es also, allgemein zu bleiben und nichts zu deutlich zu sagen. Dann bleibt der Sessel von Schuster auf jedem Fall im Plenarsaal, sagt Ihnen Ihre
Rosi Roland
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