: Warum Fußball im Winter?
■ Spielbericht von der Begegnung Borussia Dortmund gegen Werder Bremen – und ein Plädoyer für Fußball in der warmen Jahreszeit von CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff
Samstag im Auftrag der taz ins Stadion. Temperaturen um den Gefrierpunkt. Man kommt zum Anpfiff. Ja keine Minute früher, denn es ist saukalt.
Die ersten Minuten im Spiel erwärmen. Werder drückt, doch nach zehn Minuten reißt der Faden und die Kälte steigt in die Füße. Das Spiel plätschert so dahin und die Waden sind schon gefroren, als Lis-tez mit einem 20-Meter-Schuss (28. Minute) den SV Werder aus seiner Lethargie zieht. Die besten 15 Minuten des Spiels beginnen. Marco Bode nimmt aus 16 Metern direkt, doch Lehmann hält. Dann kommt Torsten Frings mit seinem großen Auftritt. In der 39. Minute zieht er, nachdem er den Ball im Strafraum zum zweiten Mal erhält, aus 14 Metern ab. Der Ball findet eine kleine Lücke in der BVB-Abwehr und geht in die rechte Torwartecke. 1:0 für Werder.
Torsten Frings -lange Durststrecke ohne Tore ist beendet und manch ein Zuschauer fragt sich schon, wie gut Werder wohl sein wird, wenn Frings demnächst auch noch regelmäßig trifft. Der Frost hat sich mittlerweile von den Waden in die Füße verzogen, denn die letzte Viertelstunde erwärmte einem Herz und Körper.
In der Pause zeigen Stadionsprecher bereits hochmütig die Halbzeittabelle. Werder vor den Bayern! Was will die Bremer Fußballseele mehr? Aber Hochmut kommt ja häufiger vor dem Fall. Die zweite Halbzeit beginnt mit erwärmten Füßen, aber kaltem und luftigem Fußball. Werder greift an und vernachlässigt dabei die Abwehr. Aber Marco Bode hätte doch treffen müssen. Ja, zwei Chancen in der 52. und 53. Minute vergibt er leichtfertig. Und die Strafe folgt prompt. Tomás Rosicky vernascht vier Werderspieler, spielt zu Ewerthon, und der trifft aus 15 Metern zum 1:1. Ein toller Spielmacher, dieser Rosicky, denkt das halbe Stadion. So einer in Grün-Weiß!
Jetzt kommt die Kälte: Nach 60 Minuten ist sie wieder in den Waden. Nichts passiert auf dem Spielfeld. Nach 75 Minuten sind bereits die Beine abgestorben und Werder die Fußballkunst völlig abhanden gekommen. Nach 85 Minuten ist der ganze Körper, obwohl gut gepolstert, ein Eisblock. Die Chance von Bode in der 85. Minute führt zu keiner Regung, als er aus acht Metern nicht einschießt, denn von Bode war in dieser zweiten Halbzeit nichts mehr zu erwarten. Dann, nach 87 Minuten, will man schon hochspringen und das Eis brechen lassen, aber Ailton trifft auch nicht. Schade, es bleibt beim 1:1 und der SV Werder verdirbt den Schwarz-Gelben die Herbstmeisterschaft.
Eine Frage bleibt allerdings, als man nach einer halben Stunde und zwei heißen Kaffeebechern im VIP-Bereich des Stadions noch immer ein Eisklotz ist. Was soll dieser Quatsch? Kein Fußball von Juni bis August, aber dafür im Dezember und Februar. Die Antwort habe ich bis heute nicht verstanden und ein kalter Fußballnachmittag am Samstag hat mich wieder einmal bestätigt. Am Dienstag gegen Freiburg gehe ich nicht ins Stadion, oder ich besorge mir einen Platz in einer warmen Loge!
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