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: Kalt und frisch

Eis ist eine multifunktionale Angelegenheit. Man kann mit Kufen darüber hinweggleiten. Man kann sich so verhalten wie Eis, nämlich frostig, wenn man jemanden nicht mag. Man kann es lecken, in Cocktails werfen, an der zu heißen Stirn schmelzen lassen, gefrorenen Spinat dazwischenklemmen und Steinzeitmänner darin konservieren. Vor allem kann man Bücher darüber lesen.

Gefrorenes in allen Varianten zieht sich als eisiger Faden durch Annett Gröschners „Moskauer Eis“, Kiepenheuer, Leipzig 2000, 288 Seiten, 36,03 DM. Eine ganze Familie lebt für und von Eis, das auch als Metapher für den Kalten Krieg dient. Von Kältetechnikern über Kühlanlagenkonstrukteure bis hin zu Speiseeisforschern sind sie alle irgendwie mit dem Gefrierpunkt beschäftigt. Unter dem Eis wird eine skurrile Geschichte über vierzig Jahre Alltagswirklichkeit der DDR erzählt.

Ein eisiges Abenteuer erleben die Mitglieder der österreichisch-ungarischen Polarexpedition, die 1872 gen Spitzbergen aufbrechen, im Packeis eingeschlossen werden und eine Gletschergruppe zur österreichischen Kolonie erklären. Christoph Ransmayrs Roman „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“, Fischer, Frankfurt am Main 1994, 17,90 DM, erzählt die Geschichte des Sammlers Josef Mazzini, der sich hundert Jahre später auf die Spur der katastrophalen Entdeckungsreise begibt.

Den wohl berühmtesten Wettlauf im Eis liefern sich Scott und Amundsen, die im Jahre 1912 darum kämpfen, wer als erster seine Flagge in den Südpol stecken darf. Für den Engländer Scott endet er tödlich. Der Norweger Amundsen ist ihm immer um ein paar Nasenlängen voraus. Ganz neu erschienen ist das viel gelobte Buch von Rainer K. Langer. Er erzählt die frostige Geschichte um das „Duell im ewigen Eis. Scott und Amundsen oder die Eroberung des Südpols“, Fischer, Frankfurt am Main 2001, 209 Seiten, 17,41 DM. Er stützt sich dabei vor allem auf die Tagebucheintragungen der beiden Kontrahenten.

Lust auf essbares Eis macht Alexander Eisenmenger in „Lust auf Icecream. Cool, Fresh and Light“, Augustus Verlag, Augsburg 2001, 64 Seiten, 12,89 DM. Eis zum Selbermachen, von kalorienarmen Sorbets über zartes Kremeis bis hin zu exklusiven Parfaits, wird hier schmackhaft gemacht. ANNA SCHAFFNER