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Streit über Sangatte eskaliert

Bürgermeister fordert Schließung des Flüchtlingslagers am Eurotunnel. Rot-Kreuz-Chef weist Frankreich auf seine Rolle als das Mutterland der Menschenrechte hin

PARIS afp ■ Der Streit über das Flüchtlingslager Sangatte auf der französischen Seite des Eurotunnels ist gestern eskaliert. Nachdem am Mittwoch erneut mehrere hundert Flüchtlinge gewaltsam in den Tunnel eingedrungen waren, forderte der sozialistische Bürgermeister von Sangatte, André Segard, die Schließung des Rot-Kreuz-Lagers. Durch die Anwesenheit hunderter Flüchtlinge werde in der Bevölkerung Sangattes Ausländerfeindlichkeit geschürt. Das Lager habe sich in eine „Mausefalle“ verwandelt, sagte Segard angesichts der zuletzt vergeblichen Versuche der Flüchtlinge, nach Großbritannien zu gelangen.

Die Eurotunnel-Betreibergesellschaft, die Staatsbahn SNCF und die Behörden hatten die Tunnelzugänge in den letzten Monaten mit Millionenaufwand abgeriegelt. Seither verschaffen sich die Flüchtlinge zunehmend in Gruppen gewaltsam Zugang .

Sangatte habe es mit einem „internationalen Problem“ zu tun, sagte Segard im Figaro. Die Lage in dem 800-Seelen-Ort sei „explosiv geworden“. Deshalb müsse das im September 1999 eingerichtete Lager geschlossen werden. Rot-Kreuz-Chef Gentilini hingegen forderte, Frankreich müsse seine Rolle als Mutterland der Menschenrechte ausfüllen.

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