: Warten auf die Zeit der Rosen
Monika Bergmann wird Zweite beim Weltcup-Slalom, Martina Ertl übt sich in Geduld
LIENZ dpa/taz ■ Monika Bergmann küsste nach ihrem sensationellen zweiten Platz im Weltcup-Slalom von Lienz freudetrunken ihren Ski. Martina Ertl stapfte einmal mehr mit hängendem Kopf durch den Schnee. Bergmann, die frühere Juniorenweltmeisterin, war am Samstag mit einem Rückstand von lediglich fünf Hundertstelsekunden auf Weltmeisterin Anja Paerson (Schweden) und zeitgleich mit Kristina Koznick (USA) erstmals in ihrer Karriere auf das Siegerpodest gefahren.
Damit drängte die 23-Jährige das sportliche Tief der Martina Ertl in den Hintergrund, die einen Tag nach ihrem 23. Platz im Riesenslalom auch in ihrer Paradedisziplin, dem Slalom, als 16. nicht richtig in Fahrt kam. „Es kostet eigentlich mehr Energie, wenn es nicht so läuft, weil man dann an so viele verschiedene Dinge denkt und probiert und macht“, sagt die Lenggrieserin. Fünfeinhalb Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City gilt bei der 28-Jährigen das Prinzip Hoffnung: „Der Trainer sagt immer, Geduld bringt Rosen.“ Trotz ihres schwachen Starts nach der Knieoperation kurz vor Saisonbeginn blickt Martina Ertl nicht völlig demoralisiert zurück: „Wenn man das ganze Jahr sieht, bin ich sehr zufrieden. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Weltmeistertitel geholt.“ Eine Medaille in Salt Lake City ist jetzt ihr Ziel.
„Man soll von Rennen zu Rennen fahren und nicht immer überlegen. Denn wer überlegt, der verliert“, meint Monika Bergmann, die vor einem Monat in Copper Mountain als Sechste ihr bislang bestes Weltcup-Resultat vor Lienz geschafft hatte. „Ich habe gezeigt, dass ich es doch kann. Das ist eine Genugtuung“, sagte die Rennläuferin, die zur Weltmeisterschaft in St. Anton im Februar nicht mitgenommen und sogar aus dem Förderkader des Deutschen Ski- Verbandes (DSV) gestrichen worden war. „Über die Probleme will ich nicht mehr reden, die sind vergessen“, sagt Bergmann, die ihre Lektion aber gelernt hat. „Ich habe die letzten Jahre so viel schlechtes mitgekriegt, dass ich jetzt das Ganze lockerer angehe. Wegen eines Skirennens brauche ich mich nicht zu verkrampfen.“
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