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Low German goes bang bang

■ Der Sonntagstipp: NDR-Redakteur Gerd Spiekermann ist Kult

Der leichtfertige Chronist könnte ihn so ankündigen: Auf Einladung des Vereins Freizeit 2000 kommt der aus Funk und Fernsehen bekannte plattdeutsche Humorist Gerd Spiekermann nach Bremen. Am Sonntag um 11 Uhr liest er im Ratskeller unter anderem aus seinem Buch „Oma ehr Schötteldook“. Es wäre alles beisammen. Platt, Humor, Oma. Platter Humor in humorigem Platt, mit Pech von der schenkelklopfenden Art, natürlich aus Omas Zeit. Platt und Gegenwart, das scheint nicht mehr zusammen zu gehen.

Mit dieser Ankündigung wäre Gerd Spiekermann erledigt. Und genau das hat er nicht verdient. Denn Gerd Spiekermann ist kein Nostalgiker vergangener Zeiten. Der aus Övelgönne in der Wesermarsch stammende Wahl-Hamburger steht mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen. Nicht zuletzt, weil er als NDR-Redakteur hinreichend mit dem Hier und Jetzt vertraut ist.

Vor allem aber ist Gerd Spiekermann eine Show, eine Performance, ein Low German Event, –n verdammten Düvel eben. Sein schauspielerisches Talent hilft auch den nicht ganz so sattelfest Plattdeutschen, auf ihre Kosten zu kommen. Zum Kloppen der Schenkel bleibt keine Zeit, denn ein Joke jagt den nächsten. Und es ist unglaublich, was er in einem Furioso fulminante aus Omas Schüsseltuch heraus holt.

Gerd Spiekermann ist der Stefan Raab des plattdeutschen Witzes, aber auf ungleich höherem Niveau. Spiekermann ist Kult. Dass er nicht nur Satiren schreibt, sondern auch zu den wichtigen zeitgenössischen niederdeutschen Erzählern gehört, kommt erschwerend noch hinzu.

Thomas Gebel

Sonntag, 11 Uhr, Ratskeller

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