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Schweigen sei der Rest

betr.: „Feuerwerk“ von Wiglaf Droste, taz vom 31. 12. 01

Kann man nach dem 11. September eigentlich noch Gedichte schreiben?/ Natürlich nicht! Man würde die Opfer damit verhöhnen./ Das ist jedem klar. Deshalb lassen wir’s bleiben./ Obwohl mir gerade auffällt, dass es da manch schönen/ Reim gibt auf das Wort verhöhnen! Zum Beispiel dröhnen/ die Triebwerke der Flugzeuge beim Anflug, und übertönen/ damit die wunderschönen Sekretärinnen, die sich grade föhnen/ oder bei niedrigen Löhnen am Telefon mit ihren Söhnen klönen . . .

Nein!! Man würde die Opfer veralbern, den Terror fördern./ Man machte, wenn man die Katastrophe mit solch obszönen/ Versen beschreibt, sich zum Komplizen von Mördern.

Lasset uns lauschen! Der Brandopfer Stöhnen/ klingt immer noch nach in uns. Und Schweigen/ sei der Rest, bevor wir’s mit der Pietät vergeigen. NILS KERN, Berlin

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht not wendigerweise die Meinung der taz wieder.

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