: Was macht Nischni Nowgorod?
Russische Befindlichkeiten: Im Postfuhramt wird aus dem Laboratorium der freien Künste aufgetischt
Die Russen kommen. Mit Kunst. Was gut so ist. Und besser, dass bei dem neuerlichen Ansturm nicht nur die Vertreter von fancy St. Petersburg antreten und der Rest der Exponate aus Moskau angekarrt wird. Da verspricht die Ausstellung „Davaj! Russian Art Now“ im Postfuhramt mit Ausblicken auf entlegenere Regionen mehr. Was weiß man denn schon, was in Kaliningrad an Kunst passiert? Wie in Wladiwostok die Fragen nach visuellem Gestus gestemmt werden und wie mans in Nischni Nowgorod mit den neuen Medien hält? Muss einem ja erst einmal gezeigt werden. Auf dem Präsentierteller „Davaj!“ soll die junge radikale Kunstszene Russlands diskutiert werden. Mit Momentaufnahmen ganz gegenwärtiger Befindlichkeiten. Mit einem ausgeprägten Hang zu Selbstinszenierung, Performance und Medienkunst. Ausgewählt von einem russischen Kuratorenteam, das einen Taumel zwischen den Extremen verspricht. Anarchie. Hemmungsloser Individualismus. Herausgebolzte Kunst einer Generation, die nicht mehr am Gängelband staatlicher Zensur kurz gehalten wird. Und andererseits keine Lust hat, immer nur sehnsüchtig in Richtung Westen zu starren. Vereinnahmen will man sich nicht mehr lassen. Auch nicht vom westlichen Kunstmarkt. Selbst die einbalsamierten Altlasten sind noch zu was nutze und treiben skurril neue Blüten, wie der olle Spitzbart Lenin in einer Malerei von Marina Koldobskaja nebenan. Was ja Julian Nida-Rümelin ein paar Stichwörter abgeben könnte: der Staatsminister für Kultur und Medien wird heute Abend die Schau eröffnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen