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Schulkrieg in Belfast

Schwere Krawalle nach erneuter Belagerung katholischer Schulmädchen in Nordirlands Hauptstadt. Politiker ratlos

DUBLIN taz ■ Die protestantische Belagerung einer katholischen Grundschule in der nordirischen Hauptstadt Belfast, die im vorigen Jahr weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, hat wieder begonnen. Am Mittwoch wurden Eltern, die ihre Töchter im Alter zwischen vier und elf Jahren von der Schule abholen wollten, von protestantischen Anwohnern angegriffen und bespuckt. Die Mädchen konnten das Schulgebäude erst verlassen, als die Polizei anrückte.

Am Abend kam es in Nordbelfast, wo protestantische und katholische Viertel aneinanderstoßen, zu schweren Straßenschlachten zwischen Jugendlichen beider Seiten sowie der Polizei, die die britische Armee zu Hilfe rufen musste. 400 Polizisten und Soldaten bekamen die Lage erst in den frühen Morgenstunden in den Griff. Bis dahin hatten die Jugendlichen 136 Molotowcocktails geworfen, die Polizei feuerte acht Plastikgeschosse ab. Mehr als 20 Menschen, darunter 14 Polizisten, wurden verletzt, sechs Autos und ein Panzerwagen der Polizei gingen in Flammen auf. Die Polizei erklärte, die Krawalle seien ausgelöst worden, weil sich eine katholische und eine protestantische Frau auf dem Gehweg angerempelt hätten.

Gestern blieb die Grundschule geschlossen. Pfarrer Aidan Troy, Vorsitzender der Schulleitung, deutete an, dass die Schule womöglich für immer schließen müsse. „Ich habe wirklich nicht den Wunsch, diese Schule zu schließen“, sagte er, „aber noch weniger will ich die Kinder gefährden.“

Die Schule war seit dem vergangenen Sommer belagert worden. Die Eltern der Schulmädchen hatten Morddrohungen erhalten, die Ulster Defence Association (UDA) hatte einen Bombenanschlag auf die Kinder verübt, bei dem vier Polizisten verletzt wurden. Seit Schulbeginn im September eskortierten Polizisten in Kampfanzügen die Mädchen, weil die letzten 300 Meter durch ein protestantisches Viertel führen. Auf diesem Stück wurden die Kinder täglich attackiert. Die Protestanten behaupten, dass einige der Eltern, die ihre Kinder zur Schule begleiten, Mitglieder der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) seien. Im November wurden die Proteste eingestellt, nachdem sich Politiker beider Seiten eingeschaltet hatten. Sie haben offenbar nur eine Atempause erreicht.

RALF SOTSCHECK

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