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Worte und Taten

Vor dem Start der Australian Open reden manche (Lleyton Hewitt) zu wenig, andere (Tommy Hass) hingegen zu viel

MELBOURNE taz ■ Nein, die große Liebe ist es immer noch nicht. Sechs Titel hat Lleyton Hewitt aus Adelaide im vergangenen Jahr gewonnen, darunter jene bei den US Open und beim Masters in Sydney, er war am Schluss die Nummer eins im Champions Race, und erst vor ein paar Tagen wurde er von der ATP als „Spieler des Jahres“ geehrt. Und doch gibt es in der Heimat offensichtlich immer noch Zweifel, ob Hewitt der Richtige ist, als erster Australier nach mehr als zwei Jahrzehnten den Titel bei den Australian Open zu gewinnen.

Wer weiß, mit welcher Mühe sich Melbournes Sportredaktionen jedesmal um Sonderseiten zum ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres kümmern, der kann ermessen, wie schwer er es seinen Leuten diesmal gemacht hat: Kein Interview in der Woche vor Turnierbeginn, kein Satz, wie gut er wieder in Form ist, nachdem er vor knapp zwei Wochen beim Hopman-Cup in Perth mit Windpocken aufgeben musste. Und selbst am Samstag noch hielt Hewitt die Offensive des Schweigens durch, als er am Rande eines öffentlichen Testspiels zwar den Namen der Siegerin einer Tombola verkündete („Stephanie Flynn, Glückwunsch“), ansonsten aber wortlos von dannen eilte.

Das müsse man verstehen, erklärte daraufhin eine Sprecherin von Hewitts Management, mit dem Schweigen wolle er die innere Spannung bewahren und die Gegner im Unklaren über seine Form lassen. Vermutlich sind die Gegner nun ebenso verwirrt wie die Quotenmacher in Melbournes Wettbüros. Die bieten klaren Kopfes Hewitt zusammen mit Andre Agassi zum Kurs von 5:1 als Favoriten an.

Aber es ist ja auch nicht leicht für Tennisprofis heutzutage. Die einen reden zu wenig, die anderen zu viel – und wie man es macht, ist es verkehrt. Tommy Haas, der in Melbourne an Nummer sieben gesetzt und damit so hoch eingestuft ist wie nie zuvor bei einem Grand-Slam-Turnier, hat viel erzählt vor seinem ersten Spiel am Dienstag gegen den Russen Andrej Stoliarow. Zu viel. Mit Wut im Bauch schimpfte er wieder mal über die fehlende Unterstützung des Deutschen Tennis Bundes bei der Suche und Bezahlung eines fähigen Physiotherapeuten. Nach drei Auftritten beim Einladungsturnier in Kooyong, die er allesamt verloren hat, zwickt es Haas vor dem Spiel gegen Stoliarow ein wenig in der Schulter, doch er sagt, es gebe keinen Anlass zur Besorgnis, die Niederlagen hätten nichts zu bedeuten.

Nun ja, die Worte und die Taten. Zum Glück gibt es Spieler, die in beiden Abteilungen gleich stark sind. Andre Agassi, der im Finale des Turniers von Kooyong gegen den alten Rivalen Pete Sampras knapp verloren hatte, bot zum Ausgleich für die Niederlage den Spruch des Wochenendes an: Auf die Frage, welche Größen der Tennisgeschichte er gern in einem gedachten Spiel gegeneinander sähe, antwortete er: „Steffi gegen sich selbst in einem Paar hochhackiger Schuhe.“ So ist es recht; immer zuerst an die eigene Frau denken.

DORIS HENKEL

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