: Argentinien fühlt sich von IWF-Ratschlägen beleidigt
Vizewirtschaftsminister fordert mehr Zeit für Reformen. IWF-Beamte sollen „weniger reden, wenn sie nichts Interessantes zu sagen haben“
BUENOS AIRES rtr/AP ■ Die argentinische Regierung fühlt sich durch die Ratschläge des Internationalen Währungsfonds (IWF) beleidigt und hat mehr Zeit für Wirtschaftsreformen gefordert. Die neue Regierung habe wenige Tage nach Amtsantritt von der stellvertretenden IWF-Chefin Anne Krueger einen „unverständlichen“ Brief erhalten, sagte der Vizewirtschaftsminister Jorge Todesca am Samstag in einem Radiointerview. Der Brief habe eine Reihe von Punkten angesprochen. „Es war unklar, ob sie Forderungen waren oder nicht. Ich betrachte den Brief als Beleidigung für Argentinien“, sagte Todesca. Seine Äußerungen dürften die bereits gespannten Beziehungen zwischen Argentinien und dem IWF weiter belasten.
„Die IWF-Leute sollte weniger reden, besonders, wenn sie nichts Interessantes zu sagen haben“, so Todesca. „Wir brauchen keine IWF-Beamten, die uns alle zwei Minuten erzählen, welchen Kurs wir einschlagen sollen, und dies aus 10.000 Kilometer Entfernung tun, ohne die Situation gut zu kennen.“ Er forderte mehr Zeit für die Stabilisierung der Wirtschaft. Der IWF hatte am Freitag schlüssige Wirtschaftsreformen als Voraussetzung für eine Unterstützung Argentiniens genannt. Das von der neuen Regierung eingeführte System eines festen und eines freien Wechselkurses für den argentinischen Peso sei mittelfristig nicht ausreichend für eine Erholung der Wirtschaft.
Die Landeswährung war am Freitag im freien Handel auf Kurse von 1,60/1,70 Peso je Dollar gerutscht. Zuvor hatte die Regierung den Peso von der Eins-zu-eins-Parität zum Dollar gelöst, die zehn Jahre lang bestanden hatte. Grund war die seit vier Jahren andauernde Rezession.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen