: Chanson deconstruite
■ Noch heute und morgen: Cora Frost mit ihrem „ORkesteR“ im Schmidts
Neben anderem sei Berlin, so heißt es gelegentlich, „die Hauptstadt des deutschen Chansons“. Dahingestellt, ob daran spezifisch Deutsches sein mag – besagtem Biotop zwischen Kleinkunst und obligatorischer Weill-Bezugnahme, altem Plüsch und neuer Grandezza entspringt auch die selbst erklärte Königin des Genres, Cora Frost.
Die konnte im vergangenen Jahr zwanzigstes Jubiläum in Sachen Lied- und Textvortrag feiern. Sie hat als Tänzerin und Schauspielerin, Texterin und Regisseurin gearbeitet, vor allem aber konzipiert sie seit 1987 Liederabende, mit denen sie auf Tournee geht. Noch ein Jubiläum: Mit dem zehnten solchen Abend, namens „Nexte Lied“, ist Frost seit gestern in Hamburg zu erleben. Eigenes und fremdes Material singt sie da, lässt sich von Videos begleiten und von ihremORkesteR.
Und wenn an den Lorbeeren, die Frost über die Jahre erhalten hat, etwas dran ist und diverse Preise zu Recht an sie gingen, steht da ein überraschend wenig behagliches Programm an. Von „asozialer Verlorenheit“ wissen Rezensenten zu berichten, vom „Gefährlichsten“, was der hiesigen Kleinkunst passieren könne und sogar von einer Sängerin „aus dem Geiste der Dekonstruktion“. Welche, wie auch das Chanson selbst, traditionell ja den linksrheinischen Nachbarn zugeschrieben wird. Und mit denen wiederum hatte man in Berlin, der Hauptstadt, wiederholt seine Schwierigkeiten. Alexander Diehl
heute und morgen, 20 Uhr, Schmidt Theater
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