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Träume aufgefächert

■ Lesung aus literarischen Wundertüten

„Wieder das / Wunschleporello / fächert Träume auf / kaum dass der / Bluthusten aufhört“. Viele der neueren Gedichte von Georg Oswald Cott (Jahrgang 1931) scheinen Zwischenräume zu markieren: die zwischen Gewissheit und Ungewissheit. Auf engstem Raum öffnen sie sich in Richtung Leben, in Richtung Zukunft.

Dabei kommen diese „Lebensäußerungen“ leise und auch noch im Kleinsten daher: in der alltäglichen Handlung oder auch im „Stapel Holz“, im „Ballen Stroh“, aufgefangen mit einem Seitenblick auf dem Wege „Querfeldein“. Genau wie die Wünsche und Träume nie laut schreiend durch die Gegend rennen. Sie scheinen sich nur kurz dazuzugesellen, um dann auf unbestimmte Zeit zu verschwinden.

Dreißig Jahre schon veröffentlicht Cott neben Erzählungen und Hörspielen vor allem Gedichte. Meist in kleinen, aber feinen Verlagen. Und so sehr sich ihre Texte formal unterscheiden – was Cott und der 1937 geborene Erzähler Uwe Herms teilen, ist die „kleine Anschauung“ als Ausgangspunkt.

In Herms Erzählband „Wundertüte eines halben Tages“ (1997) begegnet man allerlei schrulligen Zeitgenossen. Einem Ich-Erzähler beispielsweise, der Schrauben kaufen will und vom Fachmann mit einem Referat über die Ontologie der kleinteiligen Eisenwarenwelt überrascht wird. Oder einen Schweizer, der sich ausgerechnet nach New York begibt, um nach dem „Ur-Papagei“ zu suchen. Das ist „das gewöhnliche Zusammenwirken von Zufall und Notwendigkeit, ein biss-chen Sachzwang und ein bisschen Nase.“ Magischer Realismus.

Tim Schomacker

Die Autoren Georg Oswald Cott und Uwe Herms lesen heute um 20 Uhr in der Stadtwaage, Langenstraße 13

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