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Raubbau am Regenwald

Die Zerstörung der Wälder in Amazonien hat beinahe schon wieder das Niveau der Achtzigerjahre erreicht. Ökologen wollen die öffentliche Debatte neu anstoßen

SÃO PAULO taz ■ In Amazonien sind zwischen 1995 und 2000 im Jahresschnitt 19.000 Quadratkilometer Wald vernichtet worden. Das schreiben die Wissenschaftler William Laurance, Ana Albernaz und Carlos da Costa in der wissenschaftlichen Zeitschrift Journal of Environmental Conservation. Jede Minute verschwindet demnach eine Fläche von sieben Fußballfeldern. Zwischen 1978 und 1989 waren es 19.800 Quadratkilometer gewesen, Anfang der Neunzigerjahre immerhin nur noch knapp 14.000.

Das Forscherteam wertete Satellitendaten des staatlichen Raumforschungsinstituts aus. Laurance hatte bereits vor einem Jahr mit einer Studie über die Auswirkungen von Infrastrukturmaßnahmen Aufsehen erregt. Alarmierend sei, dass zuletzt nicht nur die absoluten Werte zugenommen hätten, sondern auch die Pro-Kopf-Entwaldungsrate, sagte Ko-Autorin Albernaz vom Nationalen Amazonas-Forschungsinstitut in Manaus der taz.

Auch in Amazonien lebten immer weniger Menschen auf dem Land. „Die starke Zuwanderung aus anderen Landesteilen geht zwar weiter, aber die Leute ziehen vor allem in die Städte“, so Albernaz. Im Umfeld von Straßen schreite die Zerstörung durch Brände und Holzeinschlag besonders rasch voran. Auch würden die Umweltgesetze meist ungestraft übertreten.

„Die Lage war schon einmal schlimmer“, versichert hingegen Mário Menezes vom Umweltministerium in Brasília. In den kommenden beiden Jahren, so die Prognose des Ministeriums, werde die Waldzerstörung um mindestens 6 Prozent zurückgehen. Für den Ökologen João Paulo Capobianco liegt das Hauptverdienst der Untersuchung darin, dass sie die Debatte über die Entwaldung wieder anstößt. „Wie gut die Kontrollmaßnahmen der Regierung greifen, kann man anhand der vorliegenden Daten noch nicht definitiv beurteilen“, sagte der Leiter des Sozioökologischen Instituts in São Paulo. Die Industriestaaten müssten sich wegen ihrer Mitverantwortung am Raubbau stärker an der Entwicklung von Alternativen beteiligen. Für Amazonien fordert Capobianco eine „strategische, integrierte Politik“, durch die die Bevölkerung an nachhaltige Wirtschaftsweisen herangeführt werde. GERHARD DILGER

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