: Shopping-Scharping
Haushaltexperten von SPD und Grünen kritisieren Zusage des Verteidigungsministers, 73 Militär-Airbusse zu kaufen
BERLIN ap/taz ■ In der rot-grünen Koalition ist Streit über den Kauf von 73 Airbus-Großraumflugzeugen für die Bundeswehr ausgebrochen. Trotz scharfer Warnungen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck bekräftigte Grünen-Haushaltexperte Oswald Metzger am Sonntag die Absicht, seiner Partei zu empfehlen, im Bundestag gegen den Kauf von 73 militärischen Transportflugzeugen des Typs Airbus A 400 M zu stimmen. Metzger bekam dabei auch Unterstützung aus der SPD.
Die Grünen kündigten baldige Verhandlungen mit der SPD darüber an, wie die bereits georderten Maschinen bezahlt werden. Nach Angaben aus der Koalition wird der im Dezember geschlossene Vertrag der acht beteiligten Nato-Staaten hinfällig, wenn sich die Bundesrepublik bis zum 31. Januar nicht festlegt.
Die 73 Maschinen kosten insgesamt rund 8,7 Milliarden Euro. Der Bundestag hatte zunächst nur eine Verpflichtungsermächtigung über rund 5 Milliarden Euro genehmigt, weshalb der Vertrag unter Parlamentsvorbehalt steht. Der Streit geht darum, ob Deutschland eine rechtsverbindliche Zusage für den Restbetrag gibt.
Nach Angaben ihres Fraktionschefs Rezzo Schlauch wollen die Grünen das Projekt nicht platzen lassen. Er sagte, wie die Flieger bezahlt würden, müsse aber geklärt werden. Struck reagiert erbost: „Herr Metzger versucht, sich zu profilieren, weil er um einen Listenplatz bei den Grünen in Baden-Württemberg kämpft“, sagte er in der ARD. Es bestehe eine Zusage der Fraktionsvorsitzenden, dass das Projekt im Bundestag beschlossen werde.
In der Koalition gibt es nun Bemühungen um einen Bundestagsbeschluss zur Unterstützung des Milliardenprojekts. Der SPD-Haushaltsexperte Volker Kröning sagte aber in der Berliner Zeitung, eine solche Vorlage sei „ein Persilschein für die Eskalation des Endpreises“. Metzger kritisierte diese geplante Umgehung des Haushaltsausschusses als „ungebührlichen Umgang der Exekutive mit dem Bundestag“.
Die acht an dem Projekt beteiligten Nato-Staaten und die Wirtschaft pochen auf eine Klarstellung Deutschlands. Mit dem Bundestagsbeschluss will Verteidigungsminister Scharping offenbar Zweifel zerstreuen, dass der Bau der insgesamt 196 bestellten Transportflugzeuge an Deutschland scheitern könnte. Nach Angaben Scharpings soll in dem Antrag klargestellt werden, dass die Finanzierung gesichert ist. Er gehe davon aus, dass der Parlamentsvorbehalt noch im Januar aufgehoben wird.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete indes, das Finanzministerium halte es für unmöglich, die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen für den Kauf der Flieger bis zum 31. Januar zu schaffen. Die geforderte definitive Zustimmung könne momentan nicht erteilt werden, da eine „vorbehaltlose Bindung“ der Mittel an die Beschaffung der 73 Maschinen nicht gegeben sei, zitierte das Blatt aus einer Stellungnahme des Ministeriums. Nach jetzigem Stand der Dinge werde der Haushaltsausschuss seinen Vorbehalt nur bekräftigen, was nicht im Interesse der Regierung sein könne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen