Von kunstvollen Wortmosaiken

■ Die Uraufführung eines Gertrude-Stein-Projektes in der Musikalisierung von Gabriele Hasler: Eine akustische Erforschung des Petri-Domes

Wohl kaum ein Musikfreund in Bremen, der Gabriele Hasler nicht kennt. Die seit zwei Jahren wieder in Bremen lebende Sängerin besetzt seit Jahren weit über Bremen hinaus im Bereich experimenteller Jazz einen der ersten Plätze.

Von „kunstvollen Wortmosaiken und kammermusikalischen Preziosen“ ist die Rede in einer Rezension in der Frankfurter Rundschau. Stimm- und Gattungsgrenzen hat Hasler nie akzeptiert. Schon 1989 hat sie den Kompositionspreis des Landes Nordrheinwestfalen für eine Chorkomposition erhalten und nun steht eine neue Uraufführung bevor.

Im St. Petri-Dom wird am nächsten Freitag „Study nature“ für Kammerchor, Solostimme und Altsaxophon uraufgeführt. Es handelt sich um einen Kompositionsauftrag des Harvestehuder Kammerchors unter der Leitung des Organisten und Chorleiters Claus Bantzer, dessen Arbeit Hasler außerordentlich schätzt: „Zwar handelt es sich um einen traditionellen Chor, der zum Beispiel auch Renaissancemusik singt, aber Bantzer hat unglaublich viele Interessen und Begabungen. Er steht der Improvisationskunst sehr nahe, er hat die Filmmusik zu Doris Dörries „Männer“ gemacht, er hat eine Jazzkantate geschrieben, in der ich die Solistin war“.

Außerdem hat Bantzer an der Kirche in Harvestehude eine Reihe mit dem Titel „Kreuzungen“ etabliert, bei deren Konzerten „die Kirche aus allen Nähten platzt“. Verständlich, dass sie gleich zusagte, als Bantzer sie für eine neue Komposition anfragte. Es reizte sie, viele Stimmtechniken mit einer Gruppe zu experimentieren, die stilistisch aus einer ganz anderen Ecke kommt.

Für „Study Nature“ wählte Hasler Texte der amerikanischen Dichterin Gertrude Stein, deren avantgardistische traditionslose Gegenwartssprache es ihr, die selbst Texte in der Phantasiesprache „Esperango“ verfasst hat, schon lange angetan hat. „Keinesfalls aber will ich 1:1 Text und Musik, so nach dem Motto ,Jazz und Lyrik'. Es geht ihr auch auf der Textebene um Klang und umgekehrt, es gibt auch sogenannte „loops“, rhythmische Schleifen und Selbstläufer. Es ist nicht ganz einfach für den Chor, „ zum Beispiel impressionistisch getupfte Haucher zu erzeugen“. Haslers Umgang mit Text kommt entgegen, dass Gertrude Steins Sprache selbst in sich zutiefst rhythmisch ist: „a rose is a rose is a rose“.

„Study nature“ ist ein gut einstündiges Werk, in das Gabriele Hasler und ihr langjähriger Saxophonpartner Roger Hanschel miteingebunden sind.

„Eine besondere Rolle spielt für mich dabei die Erforschung des akustischen Ortes und der Umgang mit ihm. Ich finde es aufregend, im Dom zu singen“. So ist Hasler begeistert, dass „Study nature“ dort stattfinden kann. Lust hätte sie mal auf ein Soloprojekt im Dom, für das wie in der gregorianischen Musik der Raum die Basis für die Strukturen ist.

Ute Schalz-Laurenze

Aufführungen 26.1. um 20 Uhr im St. Petri Dom und am 27.1. um 19 Uhr in der Hamburger Kirche Johannes-Harvestehude