: Querstreifen, leuchtend orange
Marlene Weingärtner scheitert zwar im Achtelfinale der Australian Open, doch daraus schöpft sie durchaus Mut
MELBOURNE taz ■ Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einem zeigen, dass sich was verändert hat. Seit Jahren spielt Marlene Weingärtner, 21, in selbst entworfenen Tennissachen, was, sagen wir’s mal so, zwar registriert wurde, aber nie so richtig Aufsehen erregte. Doch kaum hatte sie in Melbourne mit drei Siegen das Achtelfinale erreicht, erschien ein Abgesandter einer nicht ganz unbekannten amerikanischen Firma mit einer Auswahl von Hemden und mit dem Angebot, man müsse mal miteinander reden – über einen Vertrag. So kam es, dass sie zum bisher größten Spiel ihrer Karriere im Achtelfinale gegen Amélie Mauresmo in neuer Aufmachung erschien.
Und wenn auch am Schluss nach einer imponierenden Steigerung nur ein paar Pünktchen zum Sieg fehlten (0:6, 6:4, 5:7), so ist das Hemd doch gewissermaßen ein Symbol: Querstreifen, leuchtend orange – damit man sie nicht mehr übersieht.
Es zeigte sich, dass Marlene Weingärtner mit ihrer Vermutung, sie habe eine Chance gegen die wenig konstant spielende Favoritin, nicht falsch gelegen hatte. Es ging nicht gut los, aber nach einer halben Stunde hatte sie sich an die fremde Umgebung gewöhnt; alle, die von den Außenplätzen kommen, tun sich schwer beim ersten Spiel in einer der beiden großen Arenen. Den Schock des mit 0:6 verlorenen ersten Satzes steckte sie ziemlich gut weg, und danach spielte sie so, dass man sich vorstellen kann, sie in Zukunft öfter im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers zu sehen. Im dritten Satz führte sie 2:0 und hatte sogar einen Breakball zum 3:0, doch den wehrte Mauresmo ab und spielte danach annähernd so, wie es ihrer Position in der Weltrangliste (9) entspricht.
So wurde es für Marlene Weingärtner ein Ende mit gemischten Gefühlen: Da war zum einen die Enttäuschung – wie ein kleiner Schnitt mit einer Klinge –, doch es überwog die Zufriedenheit über die Gesamtbilanz bei den Australian Open 2002. „Ich nehm das Positive raus“, sagte sie. „Ich weiß, dass ich gegen diese Spielerinnen gewinnen kann. In den nächsten Wochen will ich hart arbeiten, damit es so weitergeht.“ Sie ist bereit zu weiteren Taten und ist auch darauf eingestellt, dass man nun vielleicht ein wenig mehr von ihr erwarten wird. „Das ist in Ordnung so“, sagt sie. „Es wird bestimmt ein gutes Jahr.“ Ein guter Anfang und ein gutes Versprechen. DORIS HENKEL
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