Münder zugenäht

230 afghanische Asylbewerber sind in Australien aus Verzweiflung in den Hungerstreik getreten

MELBOURNE taz ■ Verzweifelt über den Stopp der Bearbeitung ihrer Asylanträge sind 230 überwiegend afghanische Flüchtlinge seit fünf Tagen in Australiens berüchtigtem Internierungslager Woomera im Hungerstreik. Frauen, Männer und Kinder haben sich die Lippen zugenäht. Doch der Einwanderungsminister Philip Ruddock bleibt hart: „Sie können ja nach Hause gehen, wenn ihnen die Verhältnisse in Woomera nicht gefallen … Die Situation in Afghanistan hat sich nun geändert.“

Bis gestern Abend wurden 40 erschöpfte Hungerstreikende ins Krankenhaus gebracht, darunter auch Kinder. Einige Flüchtlinge linge versuchten durch das Trinken von Desinfektionsmitteln Selbstmord zu begehen. In Australien werden illegal eingewanderte Asylbewerber zwangsweise interniert.

Die Partei der australischen Demokraten forderte gestern Ruddocks Rücktritt, da er die Flüchtlinge nicht mit Mitgefühl behandle. Ruddock weigert sich, mit den Flüchtlingen in Woomera zu reden, solange dort Unruhe herrscht. Er wies aber seinen beratenden Ausschuss für die Internierungslager an, die Asylbewerber zu besänftigen.

Im westaustralischen Internierungslager Curtin begann die Polizei gestern mit der Untersuchung von Vergewaltigungsvorwürfen. Zwei irakische Jungen im Alter von vier und fünf Jahren, die dort mit ihrer Mutter schon seit fast einem Jahr auf die ersehnte Aufenthaltsgenehmigung warten, sollen dort vergewaltigt worden sein. BBB