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Soziales Drängen

■ Sozialsenatorin startet Spendenaktion und schickt Streetworker in Einkaufsmeilen

Eine Vertreibung von Obdachlosen aus der City, stellte Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) gestern klar, „gibt es mit mir nicht“. Mit ihr gibt es aber die Priorität, die sozialen Probleme in den Einkaufsmeilen zu lösen – auch auf Kosten von Projekten in anderen Stadtteilen. Von noch nicht näher benannten Sozialträgern werden ab sofort StreetworkerInnen abgezogen, um in der City lebende Obdachlose an das Hilfesystem heranzuführen – auch durch „sozial motivierendes Drängen“. Darauf verständigte sie sich gestern mit dem „Runden Tisch St. Jacobi“.

Der tagt seit über zwei Jahren mit dem Ziel, einen Ausgleich zwischen den Interessen der Kaufleute in der City einerseits und denen sozialer Initiativen andererseits zu erzielen. Auf dem Weg dorthin, freute sich gestern Hans-Jörg Schmidt-Trenz von der Handelskammer, sei nun ein wichtiges Etappenziel erreicht worden. Der alte Senat sei vor dem Problem abgetaucht, während die neue Sozialsenatorin umgehend allen Vorschlägen gefolgt sei: Im März startet die Sozialbehörde eine Zählung der auf der Straße lebenden Menschen, um darauf aufbauend ausreichend „annehmbare“ Schlafplätze für die KlientInnen einzurichten. Schnieber-Jastram kündigte an, zwei bis drei neue Unterkünfte für 150-180 Menschen zu schaffen. Langfristig sollen Obdachlose in festen Wohnraum vermittelt werden.

Um auf die Menschen entsprechend einzuwirken, werden ab sofort StreetworkerInnen in die Einkaufsmeilen geschickt. Weder aber konnte Schnieber-Jastram sagen, wie viele das sein werden, noch, wie die Lücken in den Projekten gefüllt werden, aus denen sie die SozialarbeiterInnen abziehen wird. Auch das Geld für die weiterführende Betreuung wird nur zur Hälfte aus ihrer Behörde kommen: Zunächst sollen die KundInnen spenden, die zum Shoppen in die City kommen. Ab Montag stehen in über 70 Geschäften Spendendosen mit dem Logo „Ein Dach für Obdachlose“ bereit. Für jeden Euro, der eingesammelt wird, legt die Behörde einen obendrauf. Das soll für die KonsumentInnen den Anreiz bieten, über die eigene Spende die Stadt zum Zahlen zu bewegen, und den Kaufleuten darüber wiederum das Gefühl vermitteln, für die Lösung der Probleme in der City nicht alleine zahlen zu müssen. Elke Spanner

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