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aufstieg und fall

Wolf im Wolfspelz

Jochen Wolf gehörte nach der Wende zu den Mitbegründern der brandenburgischen SPD. Eine Zeit lang war er sogar für das Amt des Ministerpräsidenten im Gespräch. Das Rennen machte indes Manfred Stolpe, dessen Regierung Wolf ab 1990 als Bauminister angehörte. Eine schlechte Idee war es, sich als ein besserer Stolpe zu empfehlen: 1993 musste Wolf wegen eines Immobilienskandals gehen. Er witterte eine Verschwörung, trat aus der SPD aus, ging vor Gericht und erstritt sich einen Posten im Landesdienst als Sonderbeauftragter für Projekte in Osteuropa. Später folgten Gerichtsverfahren wegen Fahrerflucht und Vorteilsnahme im Ministeramt.

Ende 1998 erschoss sich Wolfs 25 Jahre alte Geliebte. Außer der jungen Russin hatte früher bereits eine von Wolfs vier Ehefrauen Suizid begangen. 1997 und 2000 soll Jochen Wolf über einen Mittelsmann einen vermeintlichen Killer mit der Ermordung seiner vierten Ehefrau Ursula Wolf beauftragt haben. Der Plan wurde indes nie ausgeführt. Am 27. Juli 2001 wird Jochen Wolf am Bahnhof Zoo festgenommen. Im August 2001 versucht Wolf sich in der Untersuchungshaft mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufzuschneiden. Er wurde rechtzeitig entdeckt. Am 15. Januar 2002 hat am Potsdamer Landgericht der Prozess gegen ihn begonnen. Angeklagt ist Jochen Wolf wegen zweifacher Anstiftung zum Mord an seiner Ehefrau. KÜP

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