■ H.G. Hollein
: Jungsprech

Die Frau, mit der ich lebe, will jünger werden. Zumindest verbal. Der Auslöser dieses – der Würde ihres Alters, ehrlich gesagt, eher unangemessenen – Wollens, war eine Formulierung, mit der eine jüngere Kollegin einen Interviewpartner umfassend charakterisiert zu haben meinte, und die da lautete: „Der Typ sieht einfach Stulle aus.“ Die Gefährtin versuchte zwar, ihr assoziatives Unvermögen zu überspielen, indem sie sich mit der Frage “Also zum Anbeißen?“ ins diskursive Dunkel tastete, sah sich aber durch den bündigen Bescheid „Quatsch! Einfach Stulle eben!“ umgehend wieder in selbiges zurück geworfen. Daraufhin hat die Gefährtin beschlossen, dass wir uns auf den neuesten Vokabelstand bringen müssen. Seitdem geniesse ich allabendlich vor dem Fernseher eine Fortbildungsmaßnahme. Sie firmiert unter dem griffigen Kürzel GZSZ, und bringt echt was. So kommentiert die Gefährtin seit geraumer Zeit ihr genehmes mit „Voll fett, ey!“, dem bei widrigen Eindrü-cken ein „Voll krass, ey!“ aufs Schlagendste kontrastiert. Meine eigenen Versuche in verbaler Rejuvenation liefen bisher allerdings sämtlich ins metaphorische Abseits. Die anlässlich eines minderen Zanks auf Sedierung der Gefährtin abzielende Botschaft „Halt mal den Ball flach“ blieb seitens der jeder sportlichen Betätigung und Kenntnis abholden Empfängerin schlicht unentschlüsselt. Einen auch eher wenig positiven Respons erntete ich mit dem Versuch, ein harmloses „Wie lief s denn so?“ in ein jugendlich-lockeres „Na Alte, alles im Lack?“ zu transponieren. Wie ich mir mittlerweile habe sagen lassen müssen, ist die Verwendung der weiblichen Ableitung von „Alter“ als Anrede für Mädchen absolut nicht comme il faut. Man lernt eben nie aus. Oder, wie die Gefährtin es durchaus treffend subsumierte: „Du hast echt keinen Check, ey!“