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Verliebte Jungs

■ Der HSV unterliegt in Gladbach mit 1:2 und sollte künftig die Frühlingsgefühle seiner Spieler deckeln

Dass die erste Liebe auch für einen Fußballer nie erlischt, bewies Marcel Ketelaer auf dem Bökelberg. Der HSV-Stürmer, der in Hamburg momentan eine unglückliche Liaison durchlebt und bei Gladbach groß wurde, startete nach Spielende mit den Gladbacher Zuschauern die Welle – während seine Teamkollegen mit hängenden Köpfen vom Platz stapften.

1:2 hatte der HSV gegen Gladbach verloren. „Verdient“, meinte Trainer Kurt Jara später. Denn die Gäste starteten vor 30.100 Zuschauern unaufmerksam. Bereits nach dem dritten Angriff gerieten sie in Rückstand. Über die Flügel spielten die Gladbacher die Viererkette des HSV aus und gingen durch Peter van Houdt früh in Führung. Fortan agierten die Hamburger zunehmend unsicherer und harmloser und ließen etliche weitere Torchancen zu. Längst überfällig schien das 2:0 nach Möglichkeiten von Arie van Lent, Ivo Ulich und Markus Münch, als dem HSV doch der Ausgleich gelang. Rodolfo Cardoso verwandelte einen von Roy Präger geschundenen Elfmeter, den selbst der Gefoulte mit den Worten „Das war nie und nimmer ein Strafstoß“, kommentierte.

Wie auch der Elfer zwei Minuten später für die Gäste nicht, den Demo zum 2:1 verwandelte. „Wir haben in der ersten Halbzeit schlecht gespielt“, urteilte Jara, „erst nachdem wir dezimiert wurden, haben wir Druck nach vorne gemacht.“ Das geschah in der 50. Minute: Verteidiger Ingo Hertzsch holte als letzter Mann Aidoo von den Beinen und sah die Rote Karte.

Ein Umstand, der den HSV nochmals anspornte: „Was schon sehr bedenklich ist, wenn man sich überlegt, dass wir mit zehn Mann besser sind als elf“, grübelte Raphael Wicky wie auch sein Trainer. Denn fortan wirbelte der HSV mit dem eingewechselten Ketelaer und erspielte sich gute Torchancen durch Präger (65.), Romeo (84.) und Barbarez (64.). Dass es dann doch nicht mehr für einen Punkt reichte, beurteilte Jara „als ein Problem des fehlenden Selbstvertrauens auswärts.“

Und was für Konsequenzen haben die überschwänglichen Liebesbekundungen in der Ferne für Ketelaer? „Keine“, meint HSV-Sportchef Holger Hieronymus zerknirscht, „aber es war schon sehr unglücklich.“ Christoph Bertling

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