Atemlos, ruppig

Princess Superstar, HipHop-Queen, Songsschreiberin und Produzentin aus New York, zeigte im Sage ihre sexy Show

Kurz und fucking good. So lässt sich die knappe Stunde der Show zusammenfassen, die Concetta Kirschner, alias Princess Superstar, mit ihren Musikern im Sage-Klub präsentiert. Nach dem letzten Stück „Too much weight“, einer sanften Ballade, in der die Künstlerin mit atemlosen Reimen über die Doppelmoral der amerikanischen Gesellschaft klagt und zugleich die HipHop-Family beschwört, lässt sie das Publikum lange hoffend warten, kommt aber nicht wieder. Schade eigentlich für die zahlreichen begeisterten Fans.

Auf dem letzten Konzert ihrer Deutschlandtour spielt die Princess des unabhängigen East Coast HipHop vor allem Stücke aus ihrem neuen Album „Princess Superstar is“, das im letzten Herbst erschien. Das schöne und vielfältige, mit zahlreichen Gastauftritten produzierte Album ist ihre vierte Platte. Schon 1995 überzeugte Princess Superstar mit ihrem Debütalbum „Strictly Platinum“ – das inzwischen leider vergriffen ist – mit ihrer eigenen Sichtweise des HipHop, die von der Kritik als „innovativ“ und „exciting“ bezeichnet wurde. Es ist tatsächlich erfrischend zu sehen, wie diese kleine weiße Frau, die wahrscheinlich nicht größer als Madonna ist und sizilianische sowie russische, polnische und jüdische Roots hat, die Machoattitüden der HipHop-Tradition live auf den Kopf stellt.

Das hohe Tempo ihrer Show folgt eher den alten Regeln des Punkrocks und lässt kaum Pausen zu. Und wenn doch, dann steht MC Twist immer noch da und heizt den Raum weiter hoch. Kurz vor dem Ende, nach einem geilen Fuckcore-Stück aus einem ihrer früheren Alben („This Old School Shit“), flüstert Princess dem Publikum „Sometimes I love my Job“. Das ist nicht gelogen. Sie macht es gut. Schon mit dem dritten Stück bespritzt die Dominaerscheinung das Publikum mit ihrem Dance-Flor-Hit „Wet! Wet! Wet!“ und öffnet dann später nur für einen kurzen Augenblick den Reißverschluss ihres Anzuges. Sexy sollte die Party schon sein, aber mit hohem feministischen Selbstverständnis: „Möchtest du meinen Arsch fotografieren für deine verfickte Presse“, fragt so einmal Princess einen Fotografen und dreht ihm unverzüglich den Rücken zu.

Wie die Musik auf dem Album, so oszilliert auch die Show zwischen melodiöser Intimität und ruppiger Lyrik. Spaß am Zitieren hat nicht nur Princess Superstar. Zusammen mit dem im Hintergrund mit Samples und Rythmustracks agierendem DJ Alexander Technique sorgt der Bassist Crash Bronco für den Beat. Die Art und Weise, wie Bronco seine souligen Bass-Loops lässig aneinander reiht, passt perfekt zu seinen eleganten silbernen Sneakers, seiner dicken Halskette und der mit „TV“ beschrifteten Skimütze.

Auch die Diva selbst spart nicht mit Kopfaccessoires. Beim ersten Gang zur Bühne trägt sie eine Art Wolfkopf auf ihren blonden Haaren und wechselt dann zuerst zum Motorradhelm, dann zu einem Augenschirm, um die Geschichte einer naiven Blondine zu singen. Naiv ist Princess Superstar selbst aber ganz und gar nicht. Wie die Kürze ihrer Show es beweist, weiß sie mit den goldenen Regeln des Business umzugehen. Less is more. Sie hat längst ihre eigene Produktionsfirma mit dem Namen „The Corrupt Conglomerate“ gegründet. Ein Name, der gut zu der mit sehr vielen Security-Angestellten geschmückten Atmosphäre dieses Abends im Sage-Klub passt.

YVES ROSSET