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Triumph verlässt Birma

Proteste bringen Bekleidungskonzern zum Umdenken. Denkanstoß auch durch Schwierigkeiten bei Olympischen Winterspielen: Das norwegische Team wollte sich nicht von der Firma einkleiden lassen

von MONIKA BALZER

Einen Erfolg feiert die internationale Clean Clothes Campaign (CCC): Der Wäschehersteller Triumph International AG lenkt ein und will seine Produktionsstätte in der Militärdiktatur Birma schließen. Vorausgegangen war ein Jahr scharfer Proteste. „Stützt Brüste, nicht Diktatoren“, forderten die Aktivisten in Amsterdam bei ihrer Protestparade durch Amsterdams größte Einkaufsstraße. In den Medien beschädigten BHs aus Stacheldraht das Image des multinationalen Unternehmens, das von den Familien Spiesshofer und Braun geleitet wird. Am 28. Januar teilte die Spiesshofer & Braun KG im schweizerischen Zurzach der Presse mit, „die Produktion in Myanmar (Birma) sehr bald zu beenden. Diese Entscheidung wurde veranlasst durch die öffentliche Debatte in Europa über die politische Situation in Birma – eine Debatte, die zunehmend emotional wurde und zu Planungsunsicherheiten geführt hat, die für Triumph nicht länger akzeptabel sind.“

Vor einem Jahr begann der Protest gegen Triumph bei der Schweizer Clean Clothes Campaign, die sich damit ausnahmsweise nicht auf die Durchsetzung von Arbeits- und Menschenrechten in der globalen Bekleidungsproduktion beschränkte, sondern gegen einen Produktionsstandort revoltierte. Birma, dessen Regierung sich selbst zu Myanmar umbenannt hat, zählt zu den verrufensten Standorten weltweit. Die Militärdiktatur stützt ihre Herrschaft auf Zwangsarbeit, Folter, Vergewaltigungen und Repressalien.

Die Löhne liegen sehr niedrig – etwa bei vier Cents pro Stunde bei einer 45-Stunden-Woche oder nur acht Dollar pro Monat, berichtete das National Labor Committee aus New York im Juni 2000, als es gegen die zunehmenden Importe von Bekleidung aus Birma in die USA protestierte und dabei 16 Marken nannte, die mit dem Regime kooperieren, u. a. Adidas, Kohl’s, Warner Bros, Bugle Boy, Jordache und Nautica (www.nlcnet.org).

Obwohl die birmesische Regierung die Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Vereinigungsfreiheit und gegen Zwangsarbeit ratifiziert hat, werden diese Rechte mit Füßen getreten. Die ILO forderte deshalb imJuni 2000 wirtschaftliche Sanktionen. Die birmesische Opposition unter Aung San Suu Kyi, Friedensnobelpreisträgerin von 1991, forderte die ausländischen Unternehmen auf, das Land zu verlassen, ebenso die exilierte Gewerkschaft Free Trade Union of Birma (FTUB). Die Proteste zeigten öffentlich Wirkung: Das norwegische Olympiateam lehnte einen Sponsoring-Vertrag mit Triumph wegen der Produktionsstätte in Birma ab.

Bei Triumph geht es jetzt darum, den Schaden zu begrenzen und neue Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Nachdem das Unternehmen keinen Käufer für den Betrieb bei Rangoon finden konnte, wird die Produktion geschlossen. Mit dem europäischen Betriebsrat hat die Firma einen Sozialplan vorbereitet, um den rund 1.000 MitarbeiterInnen zu helfen.

Bereits vor einem Jahr hat Triumph eine Vereinbarung zur Charta der europäischen Sozialpartner der Textil- und Bekleidungsindustrie unterschrieben: keine Zwangsarbeit, Garantie von Vereinigungs- und Tariffreiheit, keine Kinderarbeit oder Diskriminierung. Und im Dezember hat sich das Unternehmen einen eigenen Verhaltenskodex gegeben. Darin verpflichtet Triumph alle Auftragnehmer, Subunternehmer, Lieferanten und Lizenznehmer, an der Durchführung und Überwachung der Arbeitsrechte unterstützend mitzuwirken. Die CCC vermisst allerdings die Nichtregierungsorganisationen, deren Rolle im Kodex nicht definiert wurde, so Jack Catarata von der deutschen Kampagne für saubere Kleidung.

Gemeinsam mit der „Free Birma Coalition“ wird die CCC ihre Aktionen fortsetzen. Denn es gibt außer Triumph ja noch andere Firmen, wie die US-Firma Marker: Laut Recherchen der CCC ließ sie Uniformen in Birma fertigen – und zwar die der olympischen Fackelträger für die Winterspiele in Salt Lake City.

Die Autorin ist auch Verfasserin des Buches „Gerechte Kleidung. Ein Handbuch für Verbraucher“. Hirzel Verlag, Stuttgart 2000, 482 S., 24,50 €

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