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Mit Volldampf nach Stettin

Verkehrssenator Strieder will eine direkte Bahnverbindung von Berlin in die polnische Großstadt Stettin. Die soll auf der nicht elektrifizierten Strecke notfalls ein privater Betreiber gewährleisten

von UWE RADA

Mit dem Umsteigen in Angermünde und dem Halt auf brandenburgischen Dördern soll es bald ein Ende haben. Wer mit der Bahn nach Stettin will, soll künftig ohne Umsteigen in die 420.000 Einwohner zählende Großstadt kommen. Das hat Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) dem Stettiner Stadtpräsidenten Edmunt Runowicz versprochen. Auf einem Treffen mit Wirtschaftsvertretern haben beide Politiker am Mittwoch versichert, die Beziehungen beider Städte verbessern zu wollen.

Der Verkehrssenator will dabei auch ganz neue Wege gehen. „Um eine direkte Verbindung zu gewährleisten“, kündigte Strieders Polen-Beauftragter Michael Stoll an, „werden wir prüfen, ob die Strecke auch privat betrieben werden kann.“ Stoll und die Verkehrsplaner in der Verwaltung versprechen sich damit eine Zeiteinsparung von über 20 Minuten. Bislang braucht man von Berlin in die polnische Nachbarstadt über zwei Stunden. Darüber hinaus muss man, von einer Direktverbindung ab Lichtenberg abgesehen, in Angermünde in die Regionalbahn steigen.

Die schlechte Verbindung von Berlin ins nur 140 Kilometer entfernte Stettin wird bereits seit Jahren kritisiert. Nachdem die Bahn im Mai 2000 einen Interregio über Stettin nach Danzig eingestellt hatte, prüft derzeit das Bundesverkehrsministerium, ob die teilweise nicht elektrifizierte Trasse „fernverkehrswürdig“ ist und mit Bundesmitteln ausgebaut werden muss. Doch die Chancen dafür stehen nicht allzu gut, meint der zuständige Mitarbeiter der DB Regio Nordost, Renado Kropp. „Für die 400 bis 700 Fahrgäste pro Tag ist die Verbindung recht gut bedient.“ Ein Ausbau und eine Elektrifizierung kämen nur in Frage, wenn auch ein erhöhtes Fahrgastaufkommen zu erwarten sei. Das sei auf dieser Strecke aber nicht der Fall.

Wird der Verbindung von Verkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) keine überregionale Bedeutung zugestanden, wäre weiterhin das Land Brandenburg für die Strecke zuständig. Doch in Potsdam hat man sich bereits seit längerem dazu entschlossen, der Verbindung nach Schwedt höhere Priorität einzuräumen als der nach Stettin.

Die Potsdamer Vorlieben für Schwedt werden von der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg allerdings nicht geteilt. „Die Strecke nach Stettin und weiter an die Ostsee ist für uns ein absolutes Schlüsselprojekt“, sagt Claus Dyckhoff, der bei der gemeinsamen Landesplanung für Mittel- und Osteuropa zuständig ist. „Da darf man nicht immer nur auf die bestehenden Fahrgastzahlen schauen, sondern muss auch auf die Potenziale achten.“

Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen soll bereits im März fallen. Dann sollen nach der Vorstellung Strieders noch einmal die Bahn, der Senat, die brandenburgische Landesregierung, aber auch die polnische Staatsbahn PKP zusammenkommen. Mit dem Argument der bisherigen Fahrgastzahlen will sich Verkehrssenator Strieder allerdings nicht mehr zufrieden geben. Auch der Verkehrssenator glaubt, dass eine funktionierende Direktverbindung mehr Fahrgäste auf die Schiene bringt als heute. „Doch dafür muss auch geworben werden“, sagte Strieder am Mittwoch in Stettin. Er forderte deshalb seinen polnischen Kollegen auf, in Berlin mehr für seine Stadt zu werben. Im Gegenzug erklärte sich Strieder bereit, die Schirmherrschaft für die Stettiner Tage in Berlin im Mai zu übernehmen.

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