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■ UrDrüs wahre KolumneVandalen ohne Schuld!

Zwei Opferkerzen, diverse Anrufe und zahlreiche öffentliche Aufrufe hat es mich gekostet, doch jetzt ist das große Ziel erreicht: „The Winner of the german Grandprix-Vorentscheidung is Corinna May.“ Möge Bremen es nach einem möglichen Sieg in Tallin nicht bei der Ernennung zur Ehrenbürgerin belassen, sondern mindestens eine romantische Brücke im Bürgerpark oder die nächste Senatsbarkasse auf ihren gebenedeiten Namen taufen!

Einmal mehr verschissen hat bei mir der öberschte Redaktions-Axel des Anzeigenblatts Weserreport: Findet sich denn wirklich keine Event-Agentur, die diesen jungdynamischen Seriositätsdarsteller als authentischen Rudolf-Scharping-Doppelgänger zum mit Sahnetorten-Beschmeißen auf Diskotour schickt, damit er nicht länger den bellenden Hofhund für Seine Dreistigkeit Klaus Peter Schulenberg machen muss? Nachdem die gestandene Sozialdemokröte Böhrnsen jetzt endlich mal die TSC-Geschäfte des Ticketbudenbetreibers kritisierte, war der Herr Chefredakteur als servile Schreibkraft seines Herrchens sofort zur Stelle, um für diese Unbotmäßigkeit die rote Karte für eine mögliche Nachfolge im Rathaus zu zücken. Wie gut, dass Schiri Schuller sowieso von niemand mehr als Unparteiischer oder gar Unabhängiger verstanden wird. Aber jetzt bitte nicht gleich „schwarze Sau“ rufen, mahnen wir die Sportsfreunde von den Stehplatzrängen ..!

Die vom Senat beschlossenen „aktiven Lärmschutzmaßnahmen“ für das Waller Wied werden den Aufstand des Wilden Westens gegen den Großmarkt-Unfug kaum verhindern: Die Teerfässer kochen schon, die Federn der Möwen sind bereits gerupft, die Sehnsuchtslieder der Rebellion längst einstudiert, und die Barrikaden stehen in Gestalt ausrangierter Container massenhaft herum. Mögen sie nur kommen, die Usurpatoren: Gerechte Sache siegt!

Nun aber mal im Ernst, Bremer Grüne! Justiz-Staatsrat Ulrich Mäurer mit seinen Stammtisch-Parolen zur Resozialisierung jugendlicher Straftäter mit dem Hamburger Bizarrkopp Schill zu vergleichen, ist natürlich ein ziemlich preiswertes Vergnügen: mal die Parallele zu Otto Schily zu ziehen, das hätte schon etwas Respekt verdient, aber aus des Koalitionsfreundes Darm riecht eben lieblich auch der Furz!

Obwohl sich bislang noch keine Organisation dazu bekannt hat, die Etagen des Siemens-Hochhauses aus diesem oder jenem Grund unter Wasser gesetzt zu haben, macht der Weserkurier einfach so aus dem Bauch heraus in seiner Schlagzeile die Volksgruppe der „Vandalen“ zum Täter. Dabei lässt sich doch ganz ernsthaft darüber diskutieren, ob hier nicht am Ende das Kommando Ottchen Alldag der PAF (Plattdeutsche Armee-Fraktion) zugeschlagen hat, um damit das Land Bremen zu zwingen, endlich die Verpflichtungen aus der EU-Charta für Regional- und Minderheitensprachen zu erfüllen. Ich hoffe, dass der verdienstvolle Kollege Barni Baarfoot sich rechtzeitig ein gutes Alibi besorgt hat!

Aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen besuchte ich gestern ein mittelständisches Fachgeschäft für Haushaltswaren und wurde dort zur Teilnahme an einem Preisausschreiben aufgefordert, bei dem es als Hauptpreis einen silbernen Kippeimer für Tischabfälle von geradezu aufreizender Hässlichkeit zu gewinnen gab. Dennoch gab ich dem hartnäckigen Werben der resoluten Verkäuferin nach, fand auch nach kurzem Überlegen die Lösung („Der feine Tisch“) und warf den Coupon ein, nicht ohne die Anmerkung, dass ich so recht eigentlich nicht wüsste, was ich mit dem Hauptgewinn anfangen würde. „Ach Quatsch, das ist wie bei dem Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen. Wenn Sie das schöne Stück erst gewonnen haben, werden Sie sich bestimmt nach und nach die ganze Serie dazu kaufen wollen.“ Da drückt man sich doch selbst die Daumen, einmal mehr vom großen Glück verschont zu werden, meint jedenfalls

Ulrich „Bierfreund“ Reineking

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