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Beton gegen Gefahr

Bundesamt für Strahlenschutz beantragt neue Notmaßnahmen für Atommülllager Morsleben

HANNOVER taz ■ Im einsturzgefährdeten Atommüllendlager Morsleben muss das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erneut zu Notmaßnahmen greifen: Das Amt in Salzgitter hat nach eigenen Angaben beim Landesamt für Geologie und Bergwesen in Sachsen-Anhalt die Füllung von 630.000 Kubikmeter Hohlraum im Zentralteil der Atommüllkippe beantragt, die die Bundesrepublik einst von der DDR erbte und zunächst fleißig weiter nutzte. Laut BfS-Präsident Wolfram König handelt es sich bei der Verfüllung von 20 Abbaukammern des ehemaligen Salzbergwerkes um eine Notmaßnahme, die „aus Gründen der Gefahrenabwehr noch vor Abschluss des laufenden atomrechtlichen Stilllegungsplanfeststellungsverfahrens notwendig ist“.

Im Zentralteil des atomaren Endlagers, den das BfS jetzt stabilisieren will, war Ende November vergangenen Jahres ein 4.000 Tonnen schwerer Salzbrocken aus der Decke einer Grubenkammer herausgebrochen. Im Zuge der nun beantragten Notmaßnahmen soll knapp die Hälfte aller Hohlräume dieses Zentralteils mit Salzbeton, einem Gemisch aus Salz, Flugasche und Wasser, aufgefüllt werden. Nach Angaben des Bundesamtes soll dies „einem weiteren Stabilitätsverlust entgegenwirken“.

Mit dem vor fünf Jahren begonnenen Versuch, die ausgediente Atommüllkippe in einem rechtlich einwandfreien Planfeststellungsverfahren stillzulegen, verträgt sich die Notmaßnahme aber nur schwer. Die Endlagerexpertin von Greenpeace, Susanne Ochse, sieht in Morsleben eine „hoch problematische Situation“. Auf der einen Seite sei immer noch nicht klar, ob der eingelagerte Atommüll – immerhin rund 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelaktive Abfälle – überhaupt in Morsleben bleiben dürfe. Auf der anderen Seite würden durch die Notmaßnahmen weiter Fakten geschaffen. Damit der Atommüll in dem östlich von Helmstedt gelegenen ehemaligen Salzbergwerk bleiben darf, muss im Stilllegungsverfahren die Langzeitsicherheit der schon jetzt einsturzgefährdeten Grube nachgewiesen werden. Ohne diesen Nachweis ist das Endlager eine Gefahr für die Umgebung und müsste eines Tages wieder ausgeräumt werden. Greenpeace verlangt daher, dass ein Ausräumen der Grube möglich bleibt.

Dass die Grube weder trocken noch auf Dauer standsicher ist, wusste man schon zu DDR-Zeiten. Damals wollte man die Grube nach Ende des Einlagerungsbetriebs durch Fluten mit gesättigter Salzlauge vor dem Einsturz bewahren. JÜRGEN VOGES

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