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Offensive dauert an

Israel setzt ungeachtet internationaler Kritik Großangriff auf autonome palästinensische Gebiete fort. US-Regierung kritisiert Premier Scharon

GAZA/WASHINGTON dpa ■ Ungeachtet scharfer internationaler Proteste hat die israelische Armee gestern ihre Großoffensive in den Palästinensergebieten fortgesetzt. Mindestens zehn Palästinenser kamen bei neuen Luft- und Bodenangriffen im Westjordanland und Gaza-Streifen ums Leben.

Bei einem Selbstmordanschlag in der jüdischen Siedlerstadt Ariel im Westjordanland wurden gestern sechs Israelis zum Teil schwer verletzt. Nach Rundfunkangaben sprengte sich der palästinensische Attentäter in einem Hotel in die Luft.

Israelische Truppen drangen in der Nacht zum Donnerstag mit Panzern in die Autonomiestadt Tulkarem und zwei nahe gelegene Flüchtlingslager ein. Bei heftigen Gefechten wurden dort fünf Palästinenser getötet und mindestens 25 verletzt. Ein weiterer Palästinenser wurde in einem Dorf südlich Dschenins getötet. Bei israelischen Angriffen von See und aus der Luft im Gaza-Streifen wurden vier palästinensische Polizisten getötet.

Am Mittwochabend hatten israelische Kampfhubschrauber erneut mehrere Raketen auf den Gebäudekomplex von Arafats Hauptquartier in Ramallah abgefeuert. Nach palästinensischen Angaben traf Arafat dort gerade mit dem EU-Nahostbeauftragten Miguel Moratinos zusammen und sprach am Telefon mit Israels Außenminister Peres.

In Jerusalem überwältigten Passanten gestern einen Palästinenser, der einen großen Sprengsatz bei sich trug und offenbar einen Selbstmordanschlag verüben wollte.

US-Außenminister Colin Powell hatte Scharon am Mittwochabend in der bislang schärfsten Form kritisiert. „Scharon muss seine Politik genau prüfen und schauen, ob das etwas bringt“, sagte Powell. Er reagierte damit auf die Äußerungen Scharons, Israel werde „alles tun, um den Krieg gegen die Palästinenser zu gewinnen“. Powell sagte: „Wenn man Krieg gegen die Palästinenser erklärt und denkt, das Problem lösen zu können, indem man zählt, wie viele Palästinenser umgebracht werden können – ich weiß nicht, ob uns das irgendwohin führt.“ Israel wies Powells Kritik hingegen zurück. Man habe den Palästinensern nie den Krieg erklärt.

Nach Informationen der New York Times hat die US-Regierung beschlossen, ihre uneingeschränkte Unterstützung für Israel zu beenden. Regierungsvertreter erklärten, sie seien zu dem Schluss gekommen, dass ein weiteres Schweigen Washingtons zu dem harten Vorgehen Israels als Zustimmung zu weiterer Eskalation verstanden würde.

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