Hochstapler mit Verbindungen

Randmark soll 1997 einen wehrmachtskritischen Oberst angezeigt haben – und Konteradmiral Rudolf Lange erteilte diesem eine Rüge  ■ Von Gernot Knödler

Mit seiner selbstgebastelten Vita eines hochdekorierten Vietnam-Offiziers hat er die feine Gesellschaft zum Narren gehalten – ein harmloser Spinner ist er aber nicht: Henry Randmark, ehemals angeblich drogenpolitischer Berater von Innensenator Ronald Schill, hat 1997 versucht, einen Oberst der Führungsakadamie der Bundeswehr wegen „Wehrkraftzersetzung“ beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) zu denunzieren: Der Oberst hatte sich positiv über die Wehrmachtsausstellung geäußert. Das berichtete zumindest damals der Hessische Rundfunk (HR). Pikant: Der heutige Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) war damals Chef der Führungsakademie – und sah sich ebenfalls genötigt, den kritischen Soldaten maßzuregeln.

Der inzwischen verstorbene Oberst Herwig Pickert hatte 1996 einen Leserbrief an den Rheinischen Merkur geschrieben, in dem er die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Insitutes für Sozialforschung verteidigte. Dem HR-Filmbeitrag zufolge kritisierte Pickert, der auch Mitglied des Präsidiums der Synode der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) war, dass die Bundeswehr an die Tradition der Wehrmacht anknüpft: „Die Wehrmacht war ein wesentliches Instrument des Dritten Reiches." Sie habe sich zum Teil initiativ an dessen schlimmsten Verbrechen beteiligt.

Möchtegern-Soldat Randmark geißelte daraufhin den kritischen Oberst im Fernsehen: „Er ist ein Verräter gegen seinen eigenen Berufsstand.“ Pickert sei ein „Maulwurf“ mit „linksgedrehten“ Meinungen. Auf die Frage eines Reporters, ob es stimme, dass er den Oberst beim MAD wegen „Wehrkraftzersetzung“ – ein Terminus der Nazis – angezeigt habe, sagte Randmark nur: „Kein Kommentar.“

Randmark soll damals beste Beziehungen zur Führungsakademie unterhalten haben. Deren damaliger Chef Rudolf Lange sah sich jedenfalls – von wem auch immer – veranlasst, Pickert schriftlich zu maßregeln. Der Oberst habe in zwei Briefen seine Dienststelle angegeben und damit den Eindruck erweckt, dass er die Meinung der Führungsakademie darstelle. Allerdings war in beiden Briefen unter „Führungsakademie“ auch „Mitglied der Synode der EKD“ zu lesen.

Randmarks Zeit als Mitglied der feinen Gesellschaft ist inzwischen abgelaufen. Im Bürgerschaftswahlkampf hatte der Fachmann für Fassadenreinigung noch mit dem Konteradmiral a.D. Lange zusammen öffentlichkeitswirksam Graffiti entfernt. Im Februar diesen Jahres hatte er dann für Irritationen gesorgt, weil er zu einem Vortrag über das Drogenentszugsprogramm der Scientology-Sekte einlud. Jetzt musste Randmark beichten, niemals US-Oberst gewesen zu sein.