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Die Raute reüssiert

Mit abgepauster Taktik kommt Hertha zu einem leichtfüßigen 6:0-Erfolg gegen Hamburg und holt 13 Punkte aus den letzten fünf Spielen. Das reicht für Tabellenplatz 6, aber nicht für den Europapokal

von MARKUS VÖLKER

Falko Götz vertraut auf die Kraft der Bilder. Um seine Spieler anzustacheln, pinnt er gern mal Bilder an eine Tafel oder lässt ein Video laufen. Das ist wie Fernsehen und gefällt den Kickern richtig gut. Diesmal mag Trainer Götz ausgiebig das Wappen des Hamburger Sportvereins studiert haben. Zwei Parallelogramme zieren das Vereinssymbol des HSV. Kurzerhand stellte Götz eine dritte Raute ins Mittelfeld. Die bestand aus den Herren Dardai, Beinlich, Marx sowie Marcelinho und funktionierte prächtig. Letzterer sorgte mit Vorstößen für die nötige Spitzwinkligkeit der Raute. Marx machte sein bestes Spiel im Hertha-Leibchen. Dardai und Beinlich brillierten zudem nicht nur als geometrische Eckpunkte, sondern in der Rolle des intelligenten Passgebers.

Drei Stürmer und drei Abwehrspieler, die sich jeweils auf einer virtuellen Linie aufreihten, komplettierten die taktisch-technische Zeichnung. „Ich verspreche mir mehr offensive Aktionen dadurch“, hoffte Götz. In der Tat hätte der Ball schon nach neun Minuten im Netz zappeln können. Alex Alves lief nach schönem Zuspiel von Thorben Marx allein aufs gegnerische Tor zu. Alves’ schwacher Schuss kullerte jedoch am Pfosten vorbei. Es wurde zusehens munterer kombiniert.

„Wir müssen zum ersten Mal nachziehen“, war sich Götz vor Spielbeginn bewusst. Erstmals trat der Interimscoach von Hertha BSC mit den Blauweißen an einem Sonntag an. „Ich war heute nicht groß gefragt“, berichtete Ikonograf Götz, „die Spieler brauchten sich nur die Tabelle an die Wand hängen.“ Noch ist kein Tabellenplatz erreicht, der den internationalen Markt öffnet. Das bloße Stieren auf die lukrativen Ränge möchte alsbald ein Ende haben, mahnt Dieter Hoeneß.

Des Managers Bedenken zerstreute Michael Preetz in der 40. Minute kurzzeitig. Der Angreifer erzielte sein 75. Bundesligator. In typisch Preetz’scher Manier – ein Abstaubertor. „Das ist eben Michael“, befand Hoeneß. Bevor es in die Kabine ging, trat Bart Goor in zwei Szenen prominent auf. Zunächst knallte ein 35-Meter-Schuss an die Latte. Sekunden später überlief Goor die HSV-Abwehr und schob zum 2:0 ein.

Obgleich der HSV nach Wiederanpfiff versuchte, das Spiel an sich zu reißen, erspielte sich nur Hertha BSC große Torchancen. Alves scheiterte nach flinkem Konter zunächst (50.), Marcelinho traf vier Minuten später in den Tunnel von Pieckenhagens Beinen: 3:0. Der HSV heillos überfordert, die Hertha maßvoll berauscht, so ging es bis zum Abpfiff weiter. Derweil fielen drei weitere Tore (62., 85., 90.): jeweils durch Goor. Das alles waren Bilder, die Götz liebend gern in seiner „Psychokiste“ archivieren wird. Vielleicht braucht er sie noch mal.

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