Simbabwes Wahl – eine einzige Qual

Nach zwei Tagen Präsidentschaftswahl haben viele Simbabwer in den Städten, die der MDC-Opposition zuneigen, ihre Stimme nicht abgeben können. Auf dem Land hingegen, wo Mugabe stark ist, lief alles glatt. MDC beantragt Wahlverlängerung

von MARTINA SCHWIKOWSKI

Im Schneckentempo ging der Wahlprozess in den Städten Simbabwes gestern voran, ähnlich wie am ersten Tag der Präsidentenwahl am Samstag. Nur langsam bewegten sich die kilometerlangen Warteschlangen vor den Wahllokalen in der Hauptstadt Harare. Viele Stationen waren bis spätnachts geöffnet gewesen und tausende von Wählern warteten geduldig. Manche übernachteten an den Wahllokalen. Andere fanden erst an der Wahlurne heraus, dass ihr Name von der Wählerliste verschwunden war. In einem Fall feuerte die Polizei Tränengas auf Menschen, die gewaltsam in Wahllokale vordringen wollten. Viele Wähler mussten sieben und mehr Stunden warten. An einigen Orten sind nur 50 Stimmen pro Stunde registriert worden.

Die Oppositionspartei „Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC)“ beschuldigt die Regierung, den Wahlprozess absichtlich hinauszuzögern, denn gerade in den Städten besitzt die Opposition ihre stärkste Anhängerschaft. „Das Wahlchaos in den städtischen Gegenden zeigt Mugabes Absicht, Wähler zu benachteiligen“, erklärte MDC-Generalsekretär Welshman Ncube. Die MDC hat eine zweitägige Verlängerung der Wahlen gefordert und zog gestern vor Gericht. Justizminister Patrick Chinamasa sagte dazu, durch eine Öffnung der Wahllokale bis spät in die Nacht erübrige sich eine Ausdehnung der Wahl.

In Harare war die Anzahl der Wahllokale im Vergleich zur Parlamentswahl 2000 von 249 auf 167 gekürzt worden; in den ländlichen Gegenden wurde sie jedoch erhöht. Auf dem Land hat Präsident Robert Mugabe die meisten Anhänger, und die Wahlen liefen dort wesentlich zügiger ab. Bereits am Sonntag mittag waren in den meisten Wahllokalen auf dem Land die Wahlen beendet. In Harare und dem nahe gelegenen Township Chitungwiza jedoch wurde die Lage gestern Nachmittag zusehens angespannter. Dort wurden gleichzeitig mit dem Staatspräsidenten Bürgermeister und Stadtrat gewählt. Das trug zum Engpass an den Wahlstationen bei.

Reginald Matchaba-Hove, Vorsitzender des Zimbabwe Election Support Network, einem Zusammenschluss von 38 Nichtregierungsorganisationen, warnte vor einer drohenden Krise. „Viele sind besorgt, dass die Situation in Harare explodieren könnte.“ Nur 30 Prozent der anstehenden Wähler hätten ihre Stimme am ersten Wahltag abgeben können, sagt er. Allein in Harare sind 882.000 der 5,6 Millionen Wahlberechtigten Simbabwes registriert. Die Wahlkommission unter Leitung eines ehemaligen Armeeobersts war bisher nicht in der Lage, erste Zahlen für eine Wahlbeteiligung zu nennen.