Keine Freikarten - Dienstkarten!

 ■ Klaus Pierwoß und Lutz-Uwe Dünnwald beziehen Stellung zu den Vorwürfen des Rechnungshofes gegen das Bremer Theater

Im Prinzip hatte man sich ja gefreut beim Theater: Über den Bericht des Rechnungshofes. Und desse Bestätigung, wie wenig das Kulturressort das Theater entlastet (die taz berichtete). Nur eins verursachte bei den Theater-Leuten regelrecht Migräne: Die Geschichte mit den Freikarten für Politiker, die das Theater angeblich zu Tausenden verschenke.

Gestern sind Intendant Klaus Pierwoß und Geschäftsführer Lutz-Uwe Dünnwald deshalb angetreten, die Zahlen gerade zu rükken. „Mitnichten“ habe man da massenweise Freikarten aus dem Fenster geworfen, stellt der Geschäftsführer klar: „Da hat der Rechnungshof ganz populistisch aus der Mücke einen Elefanten gemacht.“ Und suggeriert, dass da „Künstler fahrlässig mit Geld umgehen“, so der Ärger des Generalintendanten.

Zwar wurden in der letzten Spielzeit in der Tat 13.545 Karten umsonst raus gegeben. Aber davon gingen nur etwa 50 an PolitikerInnen. „Das ist die Dimension über die wir reden“, so Dünnwald. „Es gibt deutlich mehr Politiker, die für ihre Karten zahlen“, auch wenn sie sie umsonst kriegen könnten, adjutiert Pierwoß.

Bleibt immer noch ein stattlicher Rest von 13.495 übrigen Freikarten pro Jahr. Deren Herausgabe für das Theater aber ziemlich unvermeidlich sei: Anders als vom Rechnungshof dargestellt, könne man also nicht einfach die Hälfte davon verkaufen und 300.000 Mark in die klammen Kassen spülen. Pierwoß: „Wenn sich dadurch unsere Etat-Probleme lösen könnten, hätten wir das längst gemacht.“

Genau gerechnet ist der größte Freikarten-Nutzer nämlich das Theater selbst: Mit 3.638 „Dienstkarten“ in der Saison. Plätze also für die Intendanz, die Feuerwehr und Ärzte und ihre Begleitung über die Saison verteilt. Karten, die aber auch an der Abendkasse verkauft werden, wenn sie nicht genutzt werden. „Da gehen uns keine Einnahmen durch verloren“, so Dünnwald.

Die nächsten Batzen: Die Praktikanten der jeweiligen Produktion. Der Aufsichtsrat. Und dann: 2.500 Karten für Arbeitslose - „aber nur, wenn die Vorstellung nichts ausverkauft ist.“ Für diese „soziale Komponente“ habe man sich eben einmal politisch entschieden, erklärt Dünnwald. Dann gehen noch 1.450 Karten im Jahr an die KritikerInnen der Presse. Und 1.850 „Ehrenkarten“ an Pensionäre des Theater - ebenfalls nur, wenn sie zahlenden Kunden nicht die letzten Plätze wegnehmen.

Zwar seien im Rechnungshofbericht „eine ganze Reihe von Anregungen, denen wir nachgehen werden“, versprach Dünnwald. So sollen die Theater-Rentner in Zukunft nur noch vergünstigte Karten erhalten und den Kreis für Dienstkarten-Inhaber etwas einschränken. Ähnlich will man mit den paar Karten für die Politiker der Kultur-Deputation umgehen. Aber: Aber nicht jeder Punkt sei in bare Münze umsetzbar.

Wenn sich Arbeitslose die Theaterkarten nicht leisten können, dann würde man dadurch keine Karten mehr verkaufen. „Dann werden eben weniger Leute ins Theater kommen“, rechnet Pierwoß: „Das hat auf unseren Betrieb hätte das kaum Einfluss. Das ist rein kosmetisch“, konstatiert auch Dünnwald. „Aber wenn der Rechnungshof es so will ...“.

Ändern will man in der Tat aber die vom Rechnungshof als viel zu üppig beanstandeten Zahlungen an den Verkehrsverbund Niedersachsen (VBN). Das Theater ermöglichte seinen Besuchern, die Eintrittskarte gleichzeitig als Busticket zu nutzen. „Andere Theater zahlen da nur die Hälfte“, sagte Dünnwald. Derzeit zahlt das Theater 6,87 Mark pro Ticket, und „da wollen wir ganz erheblich runter gehen“. Wie viel wird sich noch zeigen. Mit ganz viel Pech aber und man keine Einigung zu Stande bringe, müsse man auf das Angebot verzichten. pipe