: Technisches zum Tanz
■ Cage, Cunningham und Co.: Das Tanzfilminstitut präsentiert „Body&Bytes“
Wer dem Ende von „Tanz Bremen“ hinterherhängt, wem die zwei „tanzlosen“ Jahre einer Ewigkeit gleichkommen, darf sich noch ein Weilchen über aufregendes Tanzgeschehen freuen: Am kommenden Wochenende geht es nahtlos weiter mit Veranstaltungen, die den Tanz unter die Lupe nehmen. Das Deutsche Tanzfilminstitut wird bis zum 14. April das kreative Schaffen von Mister Merce Cunningham (siehe taz von gestern), am Samstag und Sonntag im Goethetheater zu Gast, mit einer Extra-Veranstaltungsreihe würdigen.
Im Vordergrund von „Body&Byte“ werden neben Tanzfilmen mediale Techniken sogenannter Tanznotationen stehen, also Methoden, die einzelnen Schrittfolgen aufzeichnen und so ihre Sicherung garantieren; Cunningham war in den siebziger Jahren einer der ersten, die Computerprogramme für die Erstellung von Choreografien zu nutzen wussten.
„Terpsychore“, das europäische Netzwerk zur Sicherung des audiovisuellen Tanzerbes, das das Tanzfilminstitut zusammen mit sechs europäischen Institutionen bildet, wird Ergebnisse restaurierten Filmmaterials präsentieren und in Bremen erstmals die bisherige Arbeit am Aufbau seiner europäischen Datenbank für Tanzvideos vorstellen (Samstag, 23. März um 19.30 Uhr und Sonntag, 24. März um 11.30 Uhr).
Zunächst beleuchten zwei Filme des Hamburger Dokumentarfilmers Klaus Wildenhahn die künstlerische Arbeit Cunninghams am Freitag, 15. März um 18 Uhr in der Kunsthalle. Der Vortrag „Von Cunningham zum New Dance: Die Demokratisierung des Tanzes“ fokussiert am Sonntag, 17. März um 10.30 Uhr im Institut Francais die Bestrebungen des Tanzes ab den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, eine Gleichberechtigung aller Elemente einer Inszenierung – Tanz, Musik, Raum, Licht – herzustellen.
In der Kunsthalle präsentiert die Videoinstallation „Vom Klang der Bewegung“ ab 17. März Impressionen zum europäischen Bühnentanz aus den Anfängen der Film- und Videokunst, dabei gibt es ein Wiedersehen mit den beiden wohl berühmtesten deutschen Tanz-Soli: „Solo mit Sofa“ von Reinhild Hoffmann und „Im Bade wannen“ von Susanne Linke.
Zwei offene Werkstätten in den Medienräumen der Kunsthalle geben BesucherInnen die Möglichkeit zu beobachten, wie Choreograf Nick Hafner mit der Londoner Tänzerin Deborah Jones eine Sequenz für ein neues Stück erarbeitet, in der mediale und tänzerische Elemente miteinander verbunden werden sollen („Körper-Net“, 17.-24. März). Der ungarische Tanzwissenschaftler Janos Fügedi wird in „Tanztradition: Technik“ Choreographien aus alten Filmdokumenten des Budapester Musikinstitutes in computerlesbare Bewegungsnotationen umschreiben. Ein Tänzer wird diese Partituren einmaliger choreografischer Einfälle wieder zum Leben erwecken – dabei können die BesucherInnen selbst ausprobieren, übertragene Schrittfolgen tänzerisch umzusetzen (17.-24. März). rod.
„Body&Bytes“ startet am Freitag um 18 Uhr mit der Präsentation der John-Cage-Filme. Das komplette Programm steht unter www.deutsches-tanzfilminstitut.de , ausführliche Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen erteilt das Tanzfilminstitut unter Tel.: 364 88 83.
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