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TV.Berlin droht hohe Ausschaltquote

Der private Lokalsender unter Georg Gafron wird bald dichtgemacht, heißt es aus der Branche. Geschäftsführung und Eigner dementieren nur halbherzig. Der Fernsehsender macht keinen Gewinn und belastet die angeschlagene Kirch-Gruppe nur noch

von MARKUS MÜNCH

Das Medienimperium des Leo Kirch bröckelt an allen Ecken und Enden – mittlerweile müssen auch die 200 Mitarbeiter des Lokalsenders TV.Berlin um ihren Job fürchten. Der zur Kirch-Gruppe gehörende Lokalsender steht offenbar vor dem Aus, so berichten zumindest mehrere Zeitungen. Die TV.Berlin-Geschäftsführung dementiert so: „Ein Beschluss zur Einstellung des Senders ist uns nicht bekannt“, und die Kirch-Gruppe so: „Mit Hinweis auf laufende Gespräche zur Umstrukturierung in der Kirch-Gruppe können wir dazu nichts sagen.“

Überraschend wäre die Aufgabe des Senders nicht: Die drei Lokalsender der Kirch-Gruppe, neben TV.Berlin sind das TV.München und Hamburg 1, schreiben rote Zahlen, seit sie auf Sendung sind. Bereits am Samstag hatte die Süddeutsche Zeitung über das mögliche Ende für das Münchener Ballungsraumfernsehen berichtet. Wenn kein Käufer gefunden werde, müsse der Sender noch in diesem Jahr eingestellt werden, hieß es. Das Gleiche gilt offenbar für den Berliner Sender. Seine Einschaltquoten liegen deutlich unter einem Prozent – damit kann das Programm nicht über Werbeeinnahmen finanziert werden. Die öffentlich-rechtliche Konkurrenz B1 vom Sender Freies Berlin (SFB) kommt auf sechs Prozent.

TV.Berlin-Geschäftsführer Georg Gafron hatte dem alten Westsender bei Programmstart den Kampf angesagt: Mit jungen Formaten wollte der Sender am Fuße des Alex die regionale Führungsrolle übernehmen. Doch weder die lokale Nähe noch die typischen Privatfernseh-Elemente, wie etwa nachmittägliche Talksendungen, brachten den erhofften Erfolg. Und das trotz fleißiger Crosspromotion des Senderchefs, der gleichzeitig den Radiosender Hundert,6 leitet und Chefredakeur des Boulevardblatts B.Z. ist: Seine Zeitung kündigt gerne die TV.Berlin-Talksendung „Live vom Alex“ groß mit einem Konterfei des Moderators (Georg Gafron) an, über den TV-Sender kann man morgens in die Redaktion des Radiosenders Hundert,6 schauen, wo der Chef Sonntag morgens talkt.

Sollte TV.Berlin den Betrieb einstellen, sind auch Gafrons übrige Positionen gefährdet. Sein B.Z.-Chefsessel wird in der Branche schon seit längerem als wacklig bezeichnet, nicht zuletzt weil die Zusammenlegung der Redaktionen von Welt und Berliner Morgenpost für Bild und B.Z. Ähnliches vermuten lässt.

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