: Zwei, eine, keine
■ GAL will keine ParteichefIn haben. Interims-Lösung im Bundeswahlkampf
Die GAL entwickelt sich atemberaubend konsequent weiter. Der Ablösung der Doppelspitze an der Parteiführung im Dezember durch eine Parteivorsitzende folgt jetzt das dritte Modell: gar keinE ChefIn. Das beschloss gestern Nachmittag der Landesvorstand der Hamburger Grünen. „Bis auf weiteres“, so der stellvertretende Vorsitzende Jens Kerstan, solle er die Partei kommissarisch führen. Die Landesmitgliederversamlung (LMV) am 7. April wird vom Vorstand aufgefordert, den Tagesordnungspunkt „Wahl einer Vorsitzenden“ zu streichen.
Nach dem plötzlichen Tod von Parteichefin Kristin Heyne am 30. Januar ist die Suche nach einer neuen Frau an der Spitze erfolglos geblieben. Reihenweise gaben prominente Galierinnen ihrer Partei Körbe, zuletzt am Donnerstag Fraktionschefin Krista Sager, ihre Stellvertreterin Christa Goetsch und Sagers Amtsvorgängerin Antje Möller. Da es somit „keine offenkundige Lösung“ gebe, so Kerstan, solle die Führungsdebatte auf einen Zeitpunkt vertagt werden, „wenn wir wieder den Kopf dafür frei haben“: Nach der Bundestagswahl am 22. September also.
Denn „das Wichtigste“, meint der Interims-Parteichef, sei im Moment ein gutes Resultat beim bundesweiten Urnengang. 10,8 Prozent – und damit ein Mandat – hatten die Grünen vor vier Jahren in Hamburg erzielt, „und das wollen wir übertreffen“. Kein leichtes Unterfangen nach dem Debakel bei der Bürgerschaftswahl vor sechs Monaten, bei der die GAL von 13,9 auf 8,6 Prozent abrutschte, aber „der richtige Zeitpunkt für eine Trendwende“, wie Kerstan meint.
Und damit das auch klappt, tagt heute erstmals die neu eingesetzte „Steuerungsgruppe“, die den Wahlkampf vorbereiten soll. Das elfköpfige Gremium besteht aus Kerstan und Landesschatzmeister Helmut Deecke, dem Vorstand der Bürgerschaftsfraktion – Chefin Sager und ihre beiden Vizes Goetsch und Christian Maaß – sowie vier BezirksvertreterInnen, der Grüne-Jugend-Vositzenden Anne Beeger und der Nummer 1 der Landesliste für den Bundestag. Zum Spitzenkandidaten wird auf der LMV in drei Wochen vermutlich Ex-Senator Willfried Maier gekürt werden. Sofern die GAL nicht auf diesen Punkt von der Tagesordnung nimmt. Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen