: Junge Menschen mit kurzer Leitung
■ Das Jugendberatungstelefon sucht wieder junge Helfer
Freundlich und selbstbewusst klingen die Stimmen der Jugendlichen, die Kindern und Gleichaltrigen am Telefon der Jugendberatungsstelle zureden. Die 18-jährige Jennifer Essilfie ist jederzeit bereit, am Telefon Hilfe zu spenden. Meist kommt sie nach kurzer Zeit zurück. „Wir bekommen viele Scherz- beziehungsweise Testanrufe“, sagt Jennifer, die seit zwei Jahren ehrenamtliche Beraterin ist. Telefonstreiche werden hier „Testanrufe“ genannt, weil die BeraterInnen hoffen, dass AnruferInnen sich bei Problemen doch noch einmal melden könnten. Jennifer erzählt lächelnd, wie ihr einmal Musik vorgespielt wurde. „Dann freue ich mich auch“, sagt die 18-jährige.
Das Projekt des Kinder- und Jugendtelefons Hamburg ist im Herbst 2000 angelaufen. Jetzt werden wieder Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren gesucht, die Lust haben, anderen zu helfen. Gionna Scharnberg hat sich vor einem Jahr auf eine Zeitungsanzeige gemeldet und erzählt rückblickend: „Ich habe meine anfängliche Angst am Telefon überwunden. Ich bin selbstbewusster geworden. Außerdem macht die Ausbildung Spaß.“
Die angehenden BeraterInnen werden in einer 60 Stunden umfassenden Ausbildung auf ihre Tätigkeit vorbereitet. „Die Jugendlichen üben an Alltagsproblemen“, sagt die Ausbilderin Sigrid Ruppel. Theoretisch als auch praktisch müssen sich die angehenden BeraterInnen mit dem Thema Kommunikation auseinander. Die Theorie soll dabei helfen, sich von einem Thema innerlich genügend zu distanzieren und die Probleme besser zu erkennen.
Beim Umgang mit den Problemen haben die jugendlichen BeraterInnen einen Vorteil: „Sie sind näher dran, wenn es um Freundschaft, Ärger im Elternhaus, Liebe oder Sexualität geht“, sagt Ruppel.
In der direkten Beratungssituation geht es dann darum, erstmal zuzuhören. Die Freiwilligen werden darauf geschult, den AnruferInnen die Möglichkeiten im eigenen Umfeld aufzuzeigen. Auf diese Weise wird Hilfe zur Selbsthilfe geboten. Bei ernsten Problemen können auch Erwachsene vor Ort unterstützend eingreifen.
Aber dazu kommt es selten. Meist können BeraterInnen wie Jennifer den AnruferInnen allerdings selbst helfen: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man merkt, dass das Gespräch etwas gebracht hat.“ Anja Schaaf
Angehende BeraterInnen können sich am Freitag, den 22. März um 16 Uhr im Hellkamp 68/Ecke Claingstraße informieren. Anmeldung unter Tel.: 41 09 80 12
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