Ohne Idioten nach Berlin

■ Die Frauen des HSV gewinnen 3:2 gegen Turbine Potsdam und stehen nach 14 Jahren wieder in einem Fußball-Pokalfinale

„Ich weiß nicht, welche Gegner wir noch brauchen“, sagte die Potsdamer Nationalspielerin Conny Pohlers. Zum vierten Mal in Folge standen die Frauen von Turbine Potsdam im Halbfinale des DFB-Pokals, und wieder mal konnte das mit zahlreichen Nationalspielerinnen gespickte Team nicht ins Pokalfinale am 11. Mai im Berliner Olympiastadion einziehen. „Es ist zum Verzweifeln“, stotterte Pohlers und ahnte wohl, zu welchem Rundumschlag ihr Trainer Bernd Schröder wohl ausholen würde, um die Schmach von der Hagenbeckstraße zu verarbeiten. „Heute waren alle schwach.“ Und das gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten aus Hamburg.

Null Punkte haben die Frauen des HSV bisher in der Liga erspielt, und niemand kann erklären, warum sich das häufig auch chancenlos agierende Team im Pokal zum Schrecken aller Favoritinnen gemausert hat. „Ich gestehe, dass ich zum ersten Mal hier bin, aber ich habe mir sagen lassen, dass der HSV durchaus mithalten kann, aber ein Erfolgserlebnis in der Bundesliga fehlt. Das könnte daran liegen, dass es in diesem jungen Team an erfahrenen Führungsspielerinnen mangelt“, sagt Nationaltrainerin Tina Theune-Mayer, die sich beeindruckt von den Hamburger U19-Spielerinnen Aferdita Kameraj und Silva Lone Saländer zeigte.

Eine nicht gerechtfertigte Einschränkung der starken Mannschaftsleistung, wie Andrew Pfenning findet. „Alle haben heute an ihrem Leistungslimit agiert. Für die Bundesliga müssen wir nun mitnehmen, dass man selbst nach einem 0:1-Rückstand noch wieder zurück ins Spiel kommen kann.“ Denn eine erstaunliche Leistung in der zweiten Halbzeit nutzte der HSV nach einem 1:1 zur Halbzeit zur zwischenzeitlichen 3:1-Führung, bevor Turbine noch verkürzte. Für die zweifache Torschützin Tanja Vreden ist der Einzug des HSV nach 14 Jahren Finalabstinenz des Vereins kein Wunder. „Heute morgen haben wir noch geflachst, dass wir Prioritäten setzen müssen. Sieht aus, als ob wir das geschafft haben.“

Jetzt fehlt dem sensationellen Erfolg auf dem Rasen nur noch ein adäquater Support. Zwar kamen 950 Zuschauer, doch kann man zukünftig auf Idioten verzichten, die Spielerinnen von Turbine als „alte Hure“ beschimpften. Unangenehme Erscheinungen, für die sich der Abteilungsleiter der HSV-Frauen offiziell bei allen Beteiligten entschuldigte. fog