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Holzmann erhält neue Galgenfrist

Nachdem Gläubigerbanken dem bankrotten Unternehmen einen Massenkredit zugesagt haben, geht die Arbeit auf den Baustellen weiter. Unklar ist, wielange sich der Konzern damit über Wasser halten kann – und ob er doch noch zerschlagen wird

aus Frankfurt/Main KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Die gute Nachricht gestern bei einem Holzmann-Treffen in Frankfurt: Die rund zwanzig Gläubigerbanken haben sich grundsätzlich bereit erklärt, der maroden Firma einen Massenkredit in „ hoher zweistelliger Millionenhöhe“ zu gewähren. Damit könne der laufende Geschäftsbetrieb des Konzerns zunächst aufrecht erhalten werden, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Ottmar Hermann zu den Anwesenden. Dazu gehörten Handwerker, die auf den Holzmann-Baustellen Vorleistungen erbracht hatten, Vertreter der Gläubigerbanken und auch der Subunternehmer, die bei Bedarf zusätzliche Maurer, gerne aus Osteuropa, antreten ließen.

Die gute Nachricht, so Hermann, bedeute auch, dass auf allen Baustellen von Holzmann weitergearbeitet werden könne. Zur Zeit nämlich liefern vielen Unternehmen das Material, das Holzmann bei ihnen bestellt hat, nur noch gegen Vorkasse; und auch die Handwerker und die Subunternehmer wollen Cash sehen. Die meisten von ihnen sind schon Gläubiger von Holzmann. Der Massenkredit verhindere auch die drohende „unkontrollierte Zerschlagung“ des Baugiganten, sagte Hermann weiter.

Und die schlechte Nachricht? Alles ist „vorläufig“. Nicht Hermann und auch nicht die Deutsche Bank als Mehrheitsaktionär konnten gestern sagen, wie lange sich Holzmann mit den paar Millionen Euro Kredit der Gläubigerbanken noch als Einheit über Wasser halten kann. Und am Ende musste Hermann auch noch einräumen, dass noch nicht alle Vertreter der Gläubigerbanken in ihren Häusern das Plazet für die Beteiligung an dem Massenkredit eingeholt hätten.

Dennoch glaubt der Insolvenzverwalter, Holzmann in abgespeckter Form „als Ganzes“ erhalten und damit „möglichst viele Arbeitsplätze“ retten zu können. Geht Holzmann dagegen endgültig Pleite, erhalten die Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzgeld. Bis zur gerichtlichen Feststellung der Insolvenz kann es aber noch Monate dauern. Damit die „Holzmänner“ weiter auf den Baustellen arbeiten, drängt Hermann jetzt auf die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes, damit die Löhne und Gehälter ab sofort – längstens für drei Monate – ausgezahlt werden können. Dabei müssen die Arbeitsämter und die Hausbanken der Beschäftigten mitspielen, denn es geht um den Abschluss individueller Abtretungsverträge zwischen allen Beteiligten.

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