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Hertha schaut nach oben

Nach dem Sieg in Wolfsburg kann sich Hertha Hoffnungen auf die Champions League machen. Die Berliner müssen mit Bayern und Schalke nur die direke Konkurrenz um den dritten Platz schlagen

von ANDREAS PAHLMANN

Nein, auch Wolfsburg hat es nicht verhindern können. Falko Götz wird rein statistisch als der Erfolgstrainer in die Aufarbeitungs-Annalen dieser Bundesliga-Saison eingehen. Das 3:1 (2:1) seiner Hertha am Samstag beim VfL war der siebte Sieg im neunten Spiel unter der sportlichen Leitung des 40-Jährigen.

Allerdings muss nach diesem Sieg niemand nach den Erfolgsgeheimnissen des Übungsleiters suchen, denn es waren ganz speziellen Überlegungen des Götz-Kollegen Wolfgang Wolf, die der Hertha die Chance auf die Champions League erhalten. Und diese Überlegungen des Wolfsburger Trainers sahen so aus: Weil wir in der Tabelle jenseits von Gut (Uefa-Cup-Platz) und Böse (Abstieg) sind, können wir ja mal unseren zweiten Torwart ausprobieren.Der heißt Sead Ramovic, durfte eine Woche zuvor in Nürnberg schon mal ran (da ging es noch gut) und bekam gegen Hertha seine zweite Bewährungschance. Und das ging gar nicht gut. Beim ersten Hertha-Treffer durch Michael Hartmann stand Ramovic viel zu weit vor seinem eigentlichen Arbeitsplatz, beim zweiten Tor klatschte er den Ball genau vor die Füße von Michael Preetz. Bis dahin hatte sich Hertha schwer getan, was Götz nach dem Abpfiff dazu veranlasste, in seine bereits recht üppig gefüllte Trainer-Floskel-Kiste zu greifen. „Wir haben Kampf- und Laufbereitschaft gezeigt und über diese Eigenschaften zum Spiel gefunden.“

Womit er aber nur die zweite Halbzeit gemeint haben kann, denn nach dem Wolfsburger Anschlusstreffer durch Diego Fernando Klimowicz in der 36. Minute wackelte die Hertha-Abwehr. Was sich erst änderte, als Torben Marx kurz nach der Pause seine Bundesligatorpremiere feierte.

Der Rest des Spiels war belanglos, weil die Wolfsburger so spielten, wie man halt spielt, wenn man jenseits von Uefa-Cup-Platz und Abstieg ist. Mit dem Sieg und der Verteidigung des fünften Platz sorgten die Herthaner dafür, dass nach dem Spiel nicht über Sebastian Deisler, sondern über die Chance auf die Champions League geredet wurde. Denn während Deisler sich nach seinem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich schon mal auf den FC Bayern vorbereiten kann, falls er nicht doch noch zur Weltmeisterschaft darf, kann Dieter Hoeneß den mathematischen Blick nach oben werfen. „Wenn wir nächsten Samstag unser Heimspiel gegen Hansa Rostock gewinnen, haben wir es selbst in der Hand, noch weiter nach oben zu kommen.“

Was stimmt, weil noch direkte Duelle mit dem FC Bayern und mit Schalke 04 anstehen. Diese beiden Klubs stehen noch da, wo Hertha gerne hin möchte. Weil Götz allerdings schon gelernt hat, dass man mit öffentlichen Äußerungen immer vorsichtig sein muss, bremste er die Zahleneuphorie seines Managers gleich. „Immer wenn wir anfangen, auf die Mannschaften vor uns zu gucken, kommen wir selbst ins Schlingern.“

Was allerdings etwas verwunderlich ist, denn geschlingert ist sein Team unter ihm bisher nur einmal bei der Niederlage in Gladbach. Und das hinterließ keine nennenswerte Spuren, was wiederum an der Torwartexperimentierfreudigkeit des Wolfgang Wolf lag, der allerdings „nicht nur Ramovic die Schuld geben“ wollte, sondern vielmehr auch „Fehler in der Abwehr sah³, die „keine übermäßige Hertha zum „geschenkten Sieg³ kommen ließ. Die einen jammern über Abwehrfehler, die anderen dürfen rechnen, statt über Deisler zu jammern – so gesehen war Wolfsburg für Götz, Hoeneß und Co. ein gutes Pflaster. Was für den Huub-Stevens-Platzhalter keine neue Erfahrung ist. Vor zwölf Jahren spielte Götz mit dem 1.FC Köln im Pokal in Wolfsburg, gewann 6:1 und erzielte drei Tore. Wolfsburg war allerdings damals noch Drittligist.

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