: Change the Kiez
Hotels, Büros und auch ein paar Wohnungen: Bauboom auf der Reeperbahn ■ Von Gernot Knödler
Die Reeperbahn wird runderneuert. Gestern hat der Hochtief-Konzern den Grundstein für einen Komplex aus Hotels, Büros und Wohnungen auf dem ehemaligen Gelände der Fliegenden Bauten in der Simon-von-Utrecht-Straße gelegt. Das „Nomis-Quartier“ – der Name ist die Umkehrung von „Simon“ – reiht sich ein in ein ganzes Defilee von Projekten auf dem Kiez. Der Bauboom auf St. Pauli hat gerade erst begonnen.
Die „Hochtief Projektentwicklung“ plant neben dem Millerntor-Hochhaus zwei Budget-Hotels, eine achtstöckige Büro-Ellipse, 273 Tiefgaragen-Stellplätze und zur Seilerstraße hin Wohnungen. Wer links am Millerntorhochhaus vorbeisieht, wird den Bürobau hinter dem Imperial-Theater erkennen können.
Insgesamt 33 Millionen Euro investiert der Konzern – ein Risiko, das sich tragen lasse, weil ein Großteil der Immobilie bereits langfris-tig vermietet sei, sagt Pressesprecher Oliver Stumm. So hat die Hotelkette Accor sich auf das Hotel und damit auf knapp 70 Prozent der Bruttogeschossfläche für 25 Jahre festgelegt. Hochtief reicht das.
Die Grundsteinlegung für das Nomis-Quartier fand ungewöhnlicherweise gar nicht auf dem Bauplatz, sondern in der Glacischaussee statt – eine Geste an die Fliegenden Bauten, die dorthin mit Unterstützung von Hochtief umgezogen sind. Das Eckgrundstück Simon-von-Utrecht/Budapester Straße kam als Ausweichquartier nicht in Frage: Die Wirtschaftsförderer der Stadt haben es für ein Geschäftshaus reserviert.
Dieses würde gut zu dem Gesundheitspark passen, den der FC St. Pauli auf der anderen Seite der Budapester Straße plant. Zusammen mit Büros soll er Teil einer Mantelbebauung werden, die den langersehnten Neubau des Stadions ermöglichen soll. Der Verein wartet auf einen Bauvorbescheid.
Weiter westlich, schräg gegenüber vom Nomis-Quartier, entsteht derzeit ein weiterer Gebäudekomplex aus Büros, Wohnungen und einem Hotel. Dabei soll die ehemalige Eisengießerei von einem gläsernen Neubau eingerahmt werden.
Ein Design-Hotel des Architekten Jan Störmer ensteht direkt auf der Reeperbahn, an der „Heißen Ecke“. Auch für die Umgestaltung des Spielbudenplatzes ist der Weg frei. Im Januar hat sich der Senat bereit erklärt, die Möblierung des Spielbudenplatzes mit Plastiken der Künstlerin Niki de St. Phalle vorzufinanzieren. Der Umbau soll in einem Jahr beginnen. Auf Verwirklichung wartet hingegen am Pinnasberg immer noch die Park-Fiction, ein kleinteiliger Park, der in Workshops mit den Anwohnern entwickelt wurde.
Auch am anderen Ende des Kiezes wird heftig geplant. Am Montag sollen die Ergebnisse der Architekten-Wettbewerbe zur Bebauung des Bavaria-Geländes der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Baubehörde hatte den städtebaulichen Grundriss vorgegeben und darauf fünf Baufelder gestalten lassen. Auf dem Gelände sollen Hotels, Büros und Wohnungen gebaut werden, letztere ursprünglich mit einem Anteil von 35 Prozent.
Nach wie vor offen dagegen scheint die Zukunft des Geländes der ehemaligen Bowlingbahn zwischen Zirkusweg und Trichter zu sein. Das dort einmal vorgesehene Urban-Entertainment-Center ist tot. Jetzt gehört das Sahnestück am Eingang der Reeperbahn der B&L Immobilien AG, die dort ein Bürogebäude errichten will. Konkrete Pläne liegen dem Bezirk nicht vor. Der Mojo-Club jedenfalls muss zum 30. September ausziehen.
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