: Einmal im Leben mit der Bahn
■ Reizthema Verkehr(t)politik: Kontroverse Debatte zwischen ÖPNV, Auto-Lobby und 50 Prozent Nicht-Autofahrern
Arno Reglitzky rang sich ein Bekenntnis ab: Der öffentliche Personennahverkehr in Hamburg sei doch hervorragend, befand der ADAC-Funktionär. Er habe sich davon persönlich überzeugt, als er vor drei (!) Jahren mal mit der S-Bahn gefahren sei. Ansonsten pflegt Herr Reglitzky seine Wege mit dem Auto zurückzulegen, und das soll nun noch angenehmer werden, hofft er auf den Rechtssenat.
Bei dem Podium zur Verkehr(t)politik trafen die Interessen hart aufeinander: Reglitzky und Reinhard Wolf von der Handelskammer als Lobbyisten der Autofahrer, Silke Ahrens vom Bündnis für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik für die „50 Prozent der Verkehrsteilnehmer, die kein Auto benutzen“.
Stresemannstraße, Grindelhof, A20, Hafenquerspange, Dasa-Trasse – Verkehr ist ein Reizthema in dieser Stadt, das zeigt nicht zuletzt das große Interesse im Publikum: Es war die Diskussion, zu der es die meisten Wortbeiträge aus dem Plenum gab. Zu sehr provozierten Wolf und Reglitzky mit ihren Standpunkten: Wolf, der den Lohnforderungen der Gewerkschaften letztlich die Schuld für den gestiegenen Verkehr in den Städten gab, Reglitzky, der in Abrede stellte, dass mehr Straßen mehr Verkehr nach sich ziehen.
Dagegen setzte Peter Stempel, Verkehrswissenschaftler an der TU Harburg, Fakten: Der Ring 2 zum Beispiel, den er übrigens im Auftrag der Handelskammer untersuchen ließ, sei weit besser als sein Ruf. Die Stadtbahn, die ADAC und Handelskammer ebenso wie der Senat ablehnen, sei ein „überaus sinnvolles Projekt“ und Busbeschleunigungsspuren müssten her.
Wasser auf die Mühlen von Philip Cramer, Geschäftsführer der Pinneberger Verkehrsgesellschaft. Nur mit dem ÖPNV könne das Flächenproblem in den Städten gelöst werden, warb er und hatte gleich den passenden Slogan parat. Den, der auf der Rückseite eines Busses prangt: „An meiner Stelle könnten auch 40 PKWs vor Ihnen stehen.“
„Autofahren oder nicht – das ist für mich eine Frage der Moral“, formulierte ein Zuhörer. Und für Silke Ahrens ist es das auch: Sie wies auf die gestiegenen Zahlen der Unfalltoten in Hamburg hin und auch aufs Geld: Wenn ein Kilometer der A 20 zehn Millionen Euro verschlingt, sei die Grenze des Zumutbaren überschritten.
Peter Ahrens
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