: Aufbrechen: Die Illusion vom Schluss
Die Mitglieder des Choreographischen Ensembles präsentieren an der Volksbühne zum letzten Mal ihre eigenen Arbeiten
Was bei einem drohenden Ende tröstet, ist die Einsicht, dass danach ein neuer Aufbruch folgt. Zumindest folgen sollte. Ein Schluss stellt aber meist gleichzeitig den Bruch einer Illusion der Harmonie dar, die ohnehin nur vom Menschen selbst suggeriert wird. Hier sprechen wir von einer Ent-Täuschung. Und so kann es schnell kompliziert werden, wenn sich Tänzerinnen und Tänzer das Ende des Tanzbetriebes an der Berliner Volksbühne schön reden. Immerhin ist es schon seit Oktober 2001 beschlossene Sache, dass die finanziellen Mittel für eine Weiterführung des Tanzbetriebs in der Spielzeit 2002/03 nicht mehr ausreichen werden. Die zehn TänzerInnen, die sich seit der Spielzeit 1994/95 zum Choreographischen Ensemble zusammengeschlossen haben, treten der Zukunft jedoch psychisch wie physisch gespannt entgegen. Heute (und an drei weiteren Aufführungstagen) zeigen sie in ihren Eigenchoreografien zum letzten Mal, was der Volksbühne in Zukunft fehlen wird. Zum Beispiel Pinocchio zum Sound der Einstürzenden Neubauten oder aber die getanzte Schläue, dass es weder Zerstörung noch Tod gibt, sondern nur Verwandlung. Schönreden halt. Aber das kann in Zeiten wie diesen, die ja nicht mehr das sind, was sie vor dem 11. September – beziehungsweise für das Ensemble vor Oktober – mal waren, nur Mut machen.
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