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Hanni & Nanni meet John Sinclair

Mit der Verschachtelung der beliebten Serien wird nun auch Paaren eine gemeinsame Vergangenheitsbewältigung ermöglicht

„John Sinclair trifft auf Hanni & Nanni“ mit dem Vollplaybacktheater heute um 19 Uhr im SO 36, Oranienstraße 190. Eintritt: 13 Euro.

Vergangenheitsaufarbeitung ist eine feine Sache. Deswegen ist es wunderbar, wenn wir die Geschichten unserer postpubertären Nörgelphase noch einmal in Ruhe bei einem Glas Rotwein an uns vorbeiziehen lassen können. Das Wuppertaler Vollplaybacktheater bietet heute den in die Jahre geratenen Jungs und Mädels eine ironische und geschickt verschachtelte Interpretation von „Hanni & Nanni und das Geisterschloss“ und „Das Leichenhaus der Lady L.“ aus dem Groschenromanzyklus von John Sinclair. Während Hanni und Nanni nur noch als Sammelbände in den einschlägigen Geschäften oder auf dem Trödel zu erhalten sind, hat John Sinclair bereits eine würdige Nachfolgerin im Abendprogramm gefunden. Buffy, die Vampirjägerin, verbindet das, was in den Siebzigern noch auf dem Buchrücken streng nach Mädchen und Jungs getrennt war: Abenteuer, Freundschaft, Spaß und Moral. Im Nachhinein betrachtet kann sich der Spaßeffekt an den alten Schmökern sowieso schnell relativieren – einmal nachgeschlagen, und schon stellt sich heraus, dass Rottleben, in dem Hanni und Nanni von ihrem Vater im Internat einquartiert wurden (man weiß noch: um die Zwillinge von ihrer Hochnäsigkeit zu kurieren), tatsächlich in der damaligen DDR gelegen wäre. Was die Lektoren damals zu dieser Variante veranlasste, bleibt unklar. Dafür werden einigen heute ganz andere Lichter aufgehen.

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