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Metaller gehen Richtung Streik

Die Tarifverhandlungen in Baden-Württemberg sind überraschend gescheitert. Arbeitgeber bieten 3,3 Prozent. IG Metall will 4 Prozent. Zwickel: Die Urabstimmungen beginnen kommende Woche. Der Chemieabschluss dürfe kein Maßstab sein

von BARBARA DRIBBUSCH

Die Metaller machen es mal wieder spannend. Nachdem die Tarifverhandlungen in Baden-Württemberg gestern gescheitert sind, droht jetzt der Arbeitskampf. In einem Spitzengespräch zwischen IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser hatten beide Tarifparteien gestern noch versucht, eine Einigung zu erzielen – doch vergeblich.

Laut Zwickel soll am kommenden Dienstag festgelegt werden, wo Urabstimmungen stattfinden werden. Diese sollen noch in der kommenden Woche beginnen. Ab 6. Mai könne dann gestreikt werden.

Wie üblich warfen sich beide Seiten gestern vor, das Scheitern der Tarifgespräche verursacht zu haben. Die Arbeitgeber hatten ein neues Angebot vorgelegt, dass nach Angaben Kannegiessers Lohn- und Gehaltserhöhungen von 3,3 Prozent bei einer Einmalzahlung von 190 Euro vorsah. Zwickel entgegnete, diese Offerte läge noch unterhalb des Abschlusses in der Chemieindustrie. Damit hätten die Arbeitgeber die Chance auf eine friedliche Lösung vertan. Die Tarifparteien in der Chemieindustrie hatten sich am Donnerstag auf einen Abschluss in einem Gesamtvolumen von 3,6 Prozent mehr Lohn geeinigt.

Der Stuttgarter IG-Metall-Bezirkschef Berthold Huber sagte, die Lage in der Metallindustrie sei besser als in der Chemie. Seine Gewerkschaft habe sich daher einen Abschluss in der Größenordnung von 4 Prozent vorgestellt. In der Tarifrunde 2000 hatte die Metallindustrie gleichfalls höher abgeschlossen als die Chemiebranche.

Die Metallarbeitgeber betonten jedoch, die wirtschaftlichen Daten in ihrer Branche hätten sich in jüngster Zeit deutlich verschlechtert. Die Produktion ist in den jüngsten zwei Monaten deutlich abgesackt, während sie sich in der Chemieindustrie verbesserte. Indem die IG Metall jetzt auf einen Streik zusteuere, falle man zurück in den alten „konfliktbetonten Stil“ in tariflichen Auseinandersetzungen, der am Ende nur Betriebe schädige, kritisierte ein Gesamtmetall-Sprecher.

Im Bezirk Baden-Württemberg laufen schon seit Tagen die Vorbereitungen für eine Urabstimmung. Auch die IG Metall in Nordrhein-Westfalen bereitet sich auf eine Urabstimmung vor. Der IG-Metall-Vorstand will am kommenden Dienstag nach den Sitzungen der regionalen Tarifkommissionen festlegen, in welchem Bezirk Urabstimmungen stattfinden sollen. Stimmberechtigt sind nur IG-Metall-Mitglieder. Wenn drei Viertel von ihnen in dem betroffenen Bezirk für einen Streik votieren, kann der Vorstand einem Arbeitskampf zustimmen.

Parallel zur Urabstimmungkönnen die Tarifpartner jedoch weiter über eine Lösung verhandeln. Erzielt man kurz vor Streikbeginn noch eine Einigung, ist ein Arbeitskampf abzuwenden.

Hat der Streik erst mal begonnen, wird es schwieriger. Einigen sich die Tarifpartner dann auf einen Abschluss, muss erst die Basis nach ihrer Zustimmung befragt werden. Ein Streik ist daher auch für die IG Metall ein Risiko, denn er treibt die Erwartungen der Mitglieder in die Höhe.

Durch die moderne Art des selektiven, rollierenden Streiks kann die IG Metall dabei mit relativ geringem Aufwand große Erfolge erzielen. Beim letzten Metallarbeitskampf in Bayern im Jahre 1995 wurden punktuell Betriebe so bestreikt, dass damit die ganze Logistik der Branche empfindlich getroffen wurde.

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