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vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Wäre der Mensch kein Sammler und kein Bastler, wo, bitte, stünde die Menschheit heute? Natürlich ist der Mensch auch ein Jäger und als solcher erlegt er gerne Verkehrsschilder. So ist das jedenfalls in den USA. Dass ihn das Zeichen „Stop“ erregt oder „No Outlet“, kann man vielleicht verstehen. Warum aber die „next 4 miles“ für so viel Ärger sorgen, dass der Mensch als Jäger das schlichte Rechteck gleich umnieten muss, ist eine höchst interessante Frage. Hier kommt nun der Sammler ins Spiel. Genauer der Künstler Charles Lindner, der uns diese Frage ans Herz legt, indem er uns in der Galerie Paula Böttcher mit diesem seltsamen Scheibenschießen bekannt macht. Überall, wo er zerschossene Schilder sieht, montiert er sie ab und zwingt die Behörden, sie durch neue zu ersetzen. Der ästhetische Hintergedanke seiner Trophäen kommt aus der Tradtion von Fluxus, „mit kleinen Mitteln Sprengkraft zu erzeugen“, besonders aber aus der Wort/Bild-Kunst Emmett Williams.

Der Bastler könnte in der Tradition von arte povera und Mario Merz stehen. Zumindest hat auch er einen Iglu gebaut, freilich aus Jute und innen so mit Schnüren verspannt, dass kein Hineinkommen ist. Der Bastler ist Jens Cencarka-Lisec und gehört mit Katrin Rech und Mary Schlegel-Werner zu den „Meisterschülern par excellence“, die die Karl Hofer Gesellschaft zur Förderung von Nachwuchskünstern nun in ihrem klugen Konzept einer gemeinsamen und dauerhaften Ausstellungsarbeit mit der GSW in der Kochstraße vorstellt. Eisen, Jute, Strick oder Eisen, Folie und Schnur sind Cencarka-Lisecs Materialien, die er entweder zu raumgreifenden Plastiken entfaltet oder in große Holz- und Metallkisten verpackt, wo sie ihrer Entnahme durch den Menschen als Sammler harren.

Anregungen: vorlauf@taz.de

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