unterm strich:
Ein Aktionskünstler aus Köln wird in Kairo aktiv: HA Schult schickt seine „Müllmenschen“ zu den Pyramiden nach Giseh. Die Skulpturen aus gepresstem „Zivilisationsmüll“ (dpa) standen bereits in einem Amphitheater in Xanten, im Pariser Büroviertel La Défense und auf dem Roten Platz in Moskau. Einige Minifiguren reisten vor zwei Jahren mit einem Space Shuttle ins All, und selbst auf der Großen Mauer in China standen die Müllfiguren schon.
Es bleibt abzuwarten, ob die Skulpturen am Standort Kairo freundlich begrüßt werden. Denn „Müllmenschen“ sind dort ein alltäglicher Anblick. Mit Karren ziehen sie durch die Stadt, sammeln Müll in den Straßen, wofür sie eine Pachtgebühr bezahlt haben, trennen und verwerten nebenher.
Das Müllprojekt ist von chinesischen Tonsoldaten inspiriert. So wie die Terrakottafiguren Vertreter ihrer Epoche sind, sollen die „Müllmenschen“ von HA Schult von der Gegenwart künden, erklärt die Managerin, Ehefrau und Muse des Künstlers. In den 70er-Jahren hat Schult den Markusplatz in Venedig für eine Nacht in einen Papierkorb verwandelt, in Deutschland hat er eine Hotelruine in der Nähe von Köln mit Porträts prominenter Europäer verziert, letztes Jahr hüllte er das Berliner Postfuhramt in Liebesbriefe.
Auch anderenorts in der arabischen Welt gibt es Kunst ambivalenten Charakters: Im Nationaltheater des Iraks soll diese Woche ein Stück aufgeführt werden, das aus der Feder Saddam Husseins stammen soll. Der in Palästina geborene Autor Adeeb Nasir hat die tragische Geschichte eines Herrschers, der sich in eine unglücklich verheiratete Frau verliebt, für die Bühne umgeschrieben. Die Romanfassung „Zabibah und der König“ wurde vor einem Jahr veröffentlicht.
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