: Erfolgreiche Fairlierer
Trotz eines 32:27-Erfolgs im Rückspiel um den Europapokal der Pokalsieger geht die SG Flensburg/Handewitt als Verlierer vom Parkett – dem Gewinner wird demonstrativ die kalte Schulter gezeigt
Von OKE GÖTTLICH
Ein Endspiel um den europäischen Pokal der Pokalsieger ist zu einem Muster ohne Wert verkommen. Nach den skandalösen Vorfällen des Hinspiels, welches die Spanier mit 31:22 gewinnen konnten, und der umstrittenen Sperrung des Flensburger Spielmachers Christian Berge (die taz berichtete) behielt es sich die SG Flensburg/Handewitt vor, das Finale unter Protest zu beginnen.
Die Sorge auf Seiten der Flensburger Organisatoren, das Spiel unter den schwierigen Voraussetzungen überhaupt durchführen zu können, konnte indes beseitigt werden. Die Flensburger Zuschauer, die zu Beginn des Spiels beim Einlauf des spanischen Teams demonstrativ den Rücken in Richtung Spielfeld kehrten, verhielten sich weitestgehend fair. Die sportlichen Anstrengungen der Flensburger, den Neun-Tore Rückstand aus dem Hinspiel dennoch aufzuholen, schien in der Anfangsphase sogar im Bereich des Möglichen zu liegen. Mit einem 5:0 zogen die Flensburger von dannen, ehe eine kleine Schwächephase einsetzte, die die Spanier ausnutzten, um bis zur Halbzeitpause auf 15:14 heranzukommen. Eine erstaunliche Leistung angesichts der Tatsache, dass Trainer Veselin Vujovic nach seiner Kickbox-Einlage im Hinspiel von der europäischen Handball-Federation bis auf weiteres gesperrt wurde und die Halle nicht betreten durfte. Manager Julio Lozano versuchte per Handy den ständigen Kontakt zum Coach zu halten.
Bis auf ein paar Irritationen in der Anfangsphase hatten die Spanier dennoch wenig Probleme. Der deutsche Torhüter der Spanier, Henning Wiechers, erklärte: „Wir haben uns heute von ganz alleine aufgestellt.“ Angesichts der negativen Stimmung vor dem Spiel blieb Wiechers hingegen entspannt. „Die Flensburger Fans versuchten, ein bisschen böse zu sein. So richtig gelungen ist es ihnen aber nicht.“ Die Fans pfiffen und pfiffen, konnten ihre Mannschaft aber bis auf einmal, als der Abstand in der 52. Minute auf sieben Tore anwuchs, nicht mehr zum Erfolg schreien. „In den entscheidenden Phasen konnten wir nicht mehr nachsetzen“, sagte Flensburgs Trainer Eric Veje Rasmussen. Der spanische Reservetorhüter Javier Nunez parierte viele Bälle erfolgreich. „In der Endphase hat Jordi ganz großes Tennis gespielt“, witzelte Wiechers.
In der anschließenden Pressekonferenz ging es dagegen mehr um die unglücklichen Rahmenbedingungen als um sportliche Erklärungen. Nach einer schier endlosen Ansprache über alle Vorgänge in Spanien und einem geflüsterten Korruptionsverdacht von Seiten des Flensburger Managers Manfred Werner entgegneten die spanischen Offiziellen: „Wir hören uns solche Beleidigungen nur aus Respekt zu den anwesenden Pressevertretern an. Ich möchte mich bei Flensburg bedanken, dass wir hier noch lebend rausgekommen sind“, sagte der spanische Kapitän Samuel Trives.
Eine Reaktion, die Flensburgs Trainer Rasmussen nicht kommentieren wollte, sondern nur erläuterte, dass er nach der verdienten Niederlage in Spanien „dieses Spiel keineswegs auf das Sportliche reduzieren“ könne.
„Dieses Endspiel ist zu einer Farce verkommen“, sagte Werner. Einzige Gewinner waren die fairen Fans beider Mannschaften.
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